2011 erschien die Autobiografie "Mit anderen Augen" des Komponisten Helmut Oehring. Als Kind gehörloser Eltern aufgewachsen, absolvierte er nach zehn Schulklassen eine Ausbildung zum Baufacharbeiter und arbeitete als Friedhofsgärtner, Forstarbeiter, Altenpfleger und Heizer, bevor er Profimusiker und Komponist wurde. Seine Geschichte und seine Geschichten umkreisen Gehörlose und Hörende in der ehemaligen DDR sowie seine eigene Person: als Gitarrist und Autodidakt, der nie eine Uni von innen gesehen hat, als Meisterschüler und Akademie-Mitglied, als DDR-Wehrdienstverweigerer und dann politischer Künstler und einer der interessantesten Komponisten heutiger Musik. Das Hörstück rekonstruiert diese Bildungsgeschichte nicht als "Bio-Pic". Vielmehr nutzt es ausgewählte Texte der Autobiografie, die assoziativ Stationen seines Lebens und Schaffens sowie soziale, kulturelle und politischeProzesse anspielen, um sie in einen musikalischen Ausdruck zu überführen. Dabei beschwört Oehring vor allem die Stationen, in denen die Rebellion wider das Establishment, die Fremdheit in der Gesellschaft und der absolute Wille, Eigenes hinzuzusetzen, im Zentrum stehen. Oehrings Radioarbeit bewegt sich entlang der Bruchstellen zwischen Jam-Session, Konzeption/Improvisation, Trash, ausgefeilter Collage und Komposition.
Helmut Oehring, geboren 1961 in Ost-Berlin, lebt in der Märkischen Schweiz. Er zählt zu den maßgeblichen zeitgenössischen Komponisten seiner Generation. Er ist Jurymitglied des Karl-Sczuka-Preises.
Ursendung: 03.12.2015
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 14.04.2024
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