Am 31. Oktober 1755, am Vorabend jenes Allerheiligentages, an dem die Stadt Lissabon über Gerechte und Ungerechte zusammenstürzen wird, wartet ein Geistlicher auf die Vollstreckung seines Urteils. Die Inquisition hat ihn wegen angeblicher Gotteslästerung zum Verbrennungstod auf dem Scheiterhaufen verurteilt. In der Einsamkeit der Zelle ist sein einziger Gesprächspartner der Gefängniswärter. Ihm erzählt er Geschichten, die von einer Welt handeln, in der sich die menschlichen Kreaturen mit dem Versuch quälen, ihr sie peinigendes Leben zu meistern. Aber sie alle scheitern. Sie sind Gestalten ohne Hoffnung, ohne Zukunft – und so entsprechen sie dem Schicksal des Priesters, den der Augenblick der Zerstörung wie eine Erlösung überkommt.
Günter Eich, geboren 1907 in Lebus/Brandenburg, gestorben 1972 in Salzburg, gilt als einer der bedeutendsten Lyriker, Prosa-und Hörspielautoren der deutschen Nachkriegsliteratur. 1950 erhielt er den ersten Preis der Gruppe 47, 1952 den Hörspielpreis der Kriegsblinden und 1959 den Georg-Büchner-Preis.
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