In seinem Erzählwerk "November 1918" untersucht Alfred Döblin, Schriftsteller und Arzt, einen chronisch erkrankten Patienten – das Deutsche Reich. In vier Bänden berichtet Döblin vom Ende des Ersten Weltkriegs in Erwartung des Zweiten. Was geschah in Deutschland, als sich im November 1918 die militärische Niederlage nicht länger leugnen ließ? Als – für einen kurzen Augenblick – alles möglich schien: Eine Revolution des Proletariats ebenso wie eine Diktatur des Militärs? Döblins Hauptwerk entstand in den Jahren 1937 bis 1943, auf der Flucht vor den Nationalsozialisten, im französischen und amerikanischen Exil. Die bereits vorliegende Hörspielfassung der ersten drei Bände dieses Jahrhundertromans wird nun mit der zweiteiligen Hörspielfassung des vierten Bandes komplettiert: Im Abschluss seiner Tetralogie entwirft Döblin ein Porträt der Revolutionäre Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg. Ihr politisches Scheitern und ihr gewaltsamer Tod stehen paradigmatisch für den missglückten Versuch, eine deutsche sozialistische Utopie zu verwirklichen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Rosa Luxemburg, die Döblin nicht nur als Revolutionärin, sondern auch als Mensch zeigt, mit ihrer Trauer und ihrem Verlorensein und ihrer blühenden Phantasie.
Alfred Bruno Döblin, (1878–1957), arbeitete zunächst als Assistenzarzt an einer Kreisirrenanstalt in Regensburg. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde er als Militärarzt in Saargemund (Lothringen) und Hagenau (Elsass) eingesetzt. Nach dem Ersten Weltkrieg veröffentlichte er unter dem Pseudonym "Linke Poot" politische Glossen. 1929 wurde Döblin weltweit bekannt durch Berlin Alexanderplatz, dem bis heute bedeutendsten deutschen Großstadtroman. Nach dem Reichstagsbrand 1933 floh er mit seiner Familie über die Schweiz nach Frankreich. 1936 nahm die Familie die französische Staatsbürgerschaft an. Im Zweiten Weltkrieg floh er vor der deutschen Armee in die USA. 1945 kehrte Döblin nach Deutschland zurück und arbeitete als Literaturinspekteur der französischen Militärregierung in Baden-Baden. Verbittert über die politische Restauration im Nachkriegsdeutschland emigrierte er 1953 erneut nach Paris. Döblin starb 1957 im Landeskrankenhaus Emmendingen.
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 26.12.2015
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 24.05.2016
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