Eine junge Frau, Julia, führt einen Dialog mit sich selbst. Sie sieht sich als Teenager, sie sieht sich als die junge Frau, die ihre Mutter einst war. Damals wohnte die Familie in Schlesien. Nach der Flucht landen sie alle in der Oberpfalz, nahe der tschechischen Grenze. Ein Leben muß neu aufgebaut werden. Die Mutter ist tüchtig, bald haben Julias Eltern eine Gastwirtschaft, die Mutter rechnet und schuftet, während der Vater resigniert. Julia hilft mit im Gastraum. Hierher kommen die alten Bekannten, und alle träumen von der Heimat jenseits der Grenze und von den alten Zeiten. Julia träumt von einer Mutter wie aus einem Truffaut-Film: "Eine schöne Frau, die im Sonnenschein mit mir durch einen Garten läuft und Äpfel von den Bäumen pflückt und mit mir im Gras liegt und - und dann wäre ich gerne geworden wie sie." Sie will eine andere sein. Weg von all dem, nur weit weg. Aber der Weg führt zurück.
Tanja Langer, geboren 1962 in Wiesbaden. Studierte in Paris, München und Berlin Literatur und Philosophie. Inszenierte und verfaßte Theaterstücke. Arbeitet als Journalistin und Rezensentin für Zeitungen und de n Rundfunk. Ihr erster Roman, "Cap Esterel", erschien 1999.
Ursendung: 05.10.1999
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