Wahrnehmung. Der Prosatext Schlecht gesehen schlecht gesagt (Mal vu mal dit), erschienen 1981, kreist um das Warten auf die Bewohnerin einer heruntergekommenen Kate in einer nicht näher definierten Steinöde.
Während in dem früheren Text Gesellschaft die Stimme und das Hören im Vordergrund steht, ist der Protagonist in Schlecht gesehen schlecht gesagt das Auge/der Blick und die möglichst prompte und präzise Wiedergabe des Gesehenen: "Genug. Schneller. Schnell sehen, damit der Stuhl nicht abweicht wie alles nach seinem Ebenbild. Minimal geringer. Nicht mehr. Auf dem beste Weg zur Inexistenz, wie zur Null das Unendliche. Es schnell zu sagen."
Der Stillstand, in dem Beobachter und das Beobachtete verharren, steht in Widerspruch zu einem stakkato-artigen Wortschwall, in dem sich Wertigkeiten aufheben und Zustandsbeschreibungen in absurde Regelsysteme führen.
In vielen seiner Texte wechselte Beckett von seiner Muttersprache Englisch zur Fremdsprache Französisch, weil ihn das Schreiben in der fremden Sprache zu einer Vereinfachung der Sätze zwang und ihm ermöglichte, einem überlieferten Form-Inhalt-Verhältnis zu entgehen. Darauf verweist auch der Titel Schlecht gesehen schlecht gesagt: Wahrnehmen und Ver-arbeiten des Wahrgenommenen durch Sprache ohne automatische Sinn-zuschreibung ist durch Negation und ironische Verfremdung möglich.
Samuel Beckett (1906-1989), irischer Schriftsteller, wurde mit seinem Stück "Warten auf Godot" (En attendant Godot), das am 5. Januar 1953 in Paris uraufgeführt wurde, schlagartig weltberühmt - erhielt 1969 den Nobelpreis für Literatur.
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