Als Christian Geissler im November 1998 zu danken hatte für den Kunstpreis des Landes Niedersachsen, sagte er zum Schluss: Ich heiße meine Wörter gehen Wörter wandern wohin wer wandert wer weiß. Jetzt sind diese drei Zeilen in ihrer Ausarbeitung zu einem Hörweg geworden, zu einem Schneeweg im südöstlichen Polen. "Irrweg zielgewiß", schreibt Geissler an die portugiesische Malerin Maria Lino und schreibt: "Alles Böse hat Sinn. Der einzige Unsinn ist die Liebe. So ist sie unverlierbar. Auf gehts!" Im Winter unterwegs ist ein alter Mensch. Er sucht im Wüstenweiß nach einem Halt, er sucht nach Worten, er rätselt. Von Schritt zu Schritt wird er feindlich beobachtet, auch zärtlich. Er stolpert und staunt. Ihn begleiten, klar und treu, Arbeitserinnerungen aus fünfzig Jahren Arbeit. "Was ich getan habe, so heiße ich", schreibt Geissler an Lino, und schließt seinen Brief: "Der da den Schnee abhinkt, der ist alt. Ich bin alt. Auf gehts!"
Christian Geissler, geboren 1928 in Hamburg, lebt als freier Schriftsteller in Dollart. Er schreibt Lyrik, Prosa, Fernsehspiele und Dokumentarfilme. 1993 erhielt er den Hörspie lpreis der Kriegsblinden.
Ursendung: 12.07.2001
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