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Aufstieg und Fall des Siggi S.

ein Hörspiel von Oliver Wnuk, SWR 2011


⏰ 55 Min.

🎬 Regie: Mark Ginzler

🎼 Musik: Martin Bezzola

🎤 Mit: Siggi: Oliver Wnuk
Renate: Michaela Caspar
Mädle: Marie Bonnet
Mutter: Eva Behrmann
Vater: Bernhard Leute
Fräulein Stengele: Marie Jung
Dr. Neuberger: Tobias Bücklein
Kalle: Martin Kissel
Reporter: Stefan Schlegel

Eigentlich hätte es eine ganz normale Reportage über einen Supermarkt und die Herkunft seiner Produkte werden sollen, aber schnell wird der sympathische, etwas redselige Siggi, der den Journalisten durch die schöne bunte Warenwelt führen soll, zum Protagonisten der Geschichte. Sigmund "Siggi" Schatz (34) ist Lagerist im Konstanzer Edeka-Markt, Filiale Ost. Ein Angestellter, wie man ihn sich besser nicht wünschen kann. Siggi identifiziert sich voll und ganz mit seiner Arbeitsstätte, kennt alle Produkte mit Preis und Verfallsdatum und jeden, der öfter als fünf Mal sein Frischemarkt-Refugium betreten hat, mit Namen. In diese, seine kleine große Welt zwischen kaufmännischen Abwägungen über Pizzafleischkäsebestellungen, einer gescheiterten Beziehung, dem Blechkuchen seiner Mutter und dem Traum vom großen Auftritt nimmt Siggi den Reporter und uns Hörer mit. "Weisch, des mit mei´m Bekanntheitsgrad und so. Also, der jetzt vo‘ mei´m Lebe‘... Des isch ma‘ eigentlich nit so wichtig. Ich mach´s eher für die Leut, die mich kenne. Damit se denn irgendwann amol sage könne: ´He, denn kenn ich.´"

Und so beginnt Siggis rasanter Aufstieg. Nicht nur bei den Mädels aus dem Büro ist er bald Gesprächsthema Nr. 1, nein: weil Siggi einfach Siggi ist, schafft er es – ganz unbeabsichtigt – sogar in die Lokalpolitik. Endlich jubelt die Menge ihm zu. Und Renate von der Fleischtheke ist sowieso stolz auf ihn. Doch es kommt, wie es kommen muss. Auf der Betriebsfeier – der Reporter mit Mikrofon immer mit dabei – wendet sich Siggis Glück im Zenit seines kurzen Erfolgs, wegen dieser dummen Sache mit der Chefsekretärin.

"Des isch die vom Büro. Die fand i imma scho supa. Und grad heut hätt die a wengle was trunke und denn gucke ma mol... Weil es gibt ja au Limbo Dance. Also, wo ma unter so a Stange so unte drunta durchtanze muss. Da bin i ganz gut drin, von de Körperlichkeit her und so. Des gfällt derre beschtimmt."


Oliver Wnuk geboren 1976 und aufgewachsen in Konstanz, lebt als Autor, Schauspieler und Sprecher in Berlin. Schauspielausbildung und erstes Engagement am Bayerischen Staatsschauspiel München, dann Stadttheater Konstanz. Feierte dort 2004 als Siggi in dem selbstverfassten Bühnenmonolog "Einfach nur Siggi" Premiere. Seit Ende der 1990er Jahre zahlreiche Fernsehund Kinorollen (u. a. "K3 – Kripo Hamburg ", "Stromberg", "Schillerstraße" und "Anatomie"). Daneben auch Sprechertätigkeit im SWR Mundarthörspiel ("Das kalte Herz", "Mord im Zeichen des Zen", "Die Kaperer", ARD Radio Tatort "Blutoper", siehe Seite 72). Seit Neuestem verstärkt als Autor tätig: schrieb neben Songtexten für Yvonne Catterfeld seinen ersten Roman "Wie im richtigen Film" (2011)

hoerspielTIPPs.net:
«Oliver Wnuk ist mir als Hörspiel-Autor bisher nicht wirklich positiv aufgefallen, umso überraschter war ich, als ich hörte, dass ausgerechnet ein Hörspiel von ihm, und dann auch noch eines in Mundart zum Hörspiel des Monats gekürt wurde. Nach dem Hören kann ich sagen: Nicht zu Unrecht!
Die Produktion ist recht clever angesetzt. Der SWR will eine Dokumentation über Siggi S. machen und begleitet sein Privatleben mit dem Mikrofon. Dabei treten allerlei Peinlichkeiten zu Tage. Siggi erweist sich als naiver Trottel, der sich durch die Medienpräsenz vor aller Ohren blamiert. Hier genügt das bloße Abbild, man mag sich gar nicht vorstellen, was ein typisches "Reality"-Format mit einer solchen Steilvorlage gemacht hätte. Tatsächlich spornt diese negative Darstellung den Protagonisten auch noch an, die Fehler in einem anderen Format wieder glattzubügeln.

Wnuk hält dem Mediengeschehen sehr eindrucksvoll den Spiegel vor. Die Peinlichkeiten, die Siggi S. hier begeht und für vollkommen normal hält, tun beim Hören schon richtig weh. Leider ist das nicht erfunden, sondern es fallen dem Hörer bestimmt einige Beispiele ein, wo sich Menschen auf ähnliche Weise durch die Medienmaschinerie haben drehen lassen.

OIiver Wnuk spielt die Titelfigur mit einer herrlichen Nervigkeit - In Strombergisch würde man sagen, Ulf wird zum Ernie.»

🔥 Hörspiel des Monats April 2011

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