Als international gefeierter Komponist lebte Dmitri Schostakowitsch unter Stalin auf Messers Schneide: mal als revolutionärer Volkskünstler bejubelt, dann wieder als Formalist verfemt. Nach Stalins Tod rechnete er in seiner 10. Sinfonie mit dem Diktator ab.
"Wirrwarr statt Musik" war am 28. Januar 1936 ein Artikel der "Prawda" überschrieben. Gemeint war die Musik Schostakowitschs. Sein Stil wurde als unnatürlich, effektsüchtig und westlich verseucht gebrandmarkt. Der Komponist empfand die ideologischen Angriffe als Todesurteil und dachte an Selbstmord. An diesem Punkt setzt das Hörspiel ein. "Die graue staubige Straße" bringt Schostakowitschs Musik zum Sprechen. Die 10. Sinfonie e-Moll ist seine Abrechnung mit dem Diktator Stalin, aber auch ein musikalisches Dokument der Widersprüchlichkeit im Leben des Komponisten. Diese Musik gibt den Tenor im Hörspiel an. In sie verwoben sind fiktive oder tatsächliche Begegnungen mit Anton Tschechow, mit Marschall Tuchatschewskij, der hingerichtet wurde, mit Anna Achmatowa und mit Stalin.
"Die graue staubige Straße" wurde 1997 mit dem Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet.
🔥 Hörspielpreis der Kriegsblinden 1997
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