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Das Floß der Medusa

ein Hörspiel von Georg Kaiser, mdr 1993


Im September 1940 wurde der Dampfer "Medusa", der Kinder aus den bombardierten Städten Englands nach Kanada bringen sollte, auf hoher See torpediert. Nur wenige Kinder kamen in einem Rettungsboot davon: sechs Jungen, sechs Mädchen. Jetzt treiben sie durch den Nebel. Allan und Ann, die beiden ältesten, versuchen, das Überleben zu organisieren. Auf der Suche nach Proviant entdecken sie unter einer Plane einen weiteren Passagier, seiner roten Haare wegen nennen sie ihn "das Füchslein". Jetzt sind sie dreizehn. Und nach Anns sicherer Überzeugung eben wegen dieser Unglückszahl zum Untergang verurteilt. Einer soll raus aus dem Boot. Allan wehrt sich gegen den Aberglauben, er ist bis über beide Ohren verliebt in Ann, aber er kämpft gegen sie, die Tag für Tag - als die Hände bluten vom Rudern, als das Ende der Vorräte näher rückt - immer mehr auf ihrer Seite hat. Bald haben sie sich auf ein Opfer geeinigt, das Füchslein. Doch Allan stellt ihn unter seinen besonderen Schutz, und nur ein Mal, als Ann und er halb im Spiel, halb im Ernst Hochzeit halten, weicht er von seiner Seite. Am nächsten Morgen, dem siebten, ist das Füchslein verschwunden. Der rettende Hubschrauber, für ihn kommt er zu spät. Und für Allan jetzt auch. - In Joachim Staritz´ Radio-Version gibt es außer Allan und Ann keine Kinder, stattdessen beschwören eine Frau und ein Mann die Geschichte von damals gleichsam noch einmal herauf, ein Requiem für vier Stimmen, im Meer des Gedächtnisses treibend.

Der 1878 in Magdeburg geborene Dichter Georg Kaiser zählte zwischen 1917 (UA Die Bürger von Calais) und 1933 zu den meistgespielten expressionistischen Dramatikern Deutschlands. Nach seinem lange erwarteten Durchbruch 1917 schrieb er Stück auf Stück, insgesamt mehr als 70 Dramen, drei Romane, Erzählungen und über 170 Gedichte. Obwohl Kaiser 1908 reich geheiratet hatte und seit 1918 erhebliche Tantiemen erhielt, reichten die finanziellen Mittel kaum zum Unterhalt seines aufwändigen Lebensstils, der ihm als Dichter seiner Meinung nach zustand. Infolge einer Unterschlagung wurde er 1921 zu einem Jahr Haft verurteilt. 1933 belegten ihn die Nationalsozialisten mit Schreib- und Aufführungsverbot. 1938 entzog sich Kaiser einer drohenden Verhaftung durch Flucht in die Schweiz. Unter ärmlichen Verhältnissen leidend reflektierte er mit Hilfe biblischer und historischer Stoffe die Problematik der Zeit und seines immer noch übersteigerten Ichs. Am 4. Juni 1945 starb er in Ascona (Tessin).

🔥 Radio:Tipp der Hörspiel-Freunde

Vorstellung im OhrCast

Ursendung: 24.01.1994


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