Kreuder war in der unmittelbaren Nachkriegszeit ein wichtiger Repräsentant jenes geistigen Deutschland, das sich dem Naziterror nicht durch die Flucht hatte entziehen können oder wollen. Kreuder, nicht erst durch eigene Kriegserlebnisse radikaler Pazifist, Automobil- und Atomgegner, wurde in der Folge bundesrepublikanischer Restauration mehr und mehr zum literarischen Außenseiter, der die Rolle eines neoromantischen Predigers in der Wüste zugewiesen bekommen hatte. Dass dem Büchnerpreisträger des Jahres 1953 später kein Markterfolg beschieden war, ändert nichts an seiner literarischen Bedeutung und an der Aktualität und Brisanz seiner zivilisations- und kulturkritischen Themen.
Alle diese Bestandteile finden sich in Kreuders Roman Herein ohne anzuklopfen (1954). Der eindringlichste Text des Romans ist der einmontierte biographische Bericht Vorgänge der unbegreiflichen, ununterbrochenen Gegenwart oder Warum hat er zuviel Bier getrunken?, eine Hommage an den von ihm verehrten Jean Paul.
Ernst Kreuder, geb. 1903 in Zeitz, Thüringen , gest. 1972 in Darmstadt, Schriftsteller. 1949 von Alfred Döblin in die Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur berufen. Zahlreiche Erzählungen und Romane, u. v. a. Schwebender Weg. Die Geschichte durchs Fenster (1947), Die Unauffindbaren (1965), Herein ohne anzuklopfen (1954). Georg-Büchner-Preis 1953.
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