Seine Mutter war die Hygieneinspektorin von Berlin-Lichtenberg, sein Vaterland ein Staat mit Namen DDR. Beide meinten es gut mit ihrem kleinen Liebling Klaus Uhltzscht und wollten ihn vor dem Schlimmsten bewahren: die eine durch Austrocknung seiner Männlichkeit, der andere durch die Mauer. Ihre unerbittliche Fürsorglichkeit ermöglicht es ihm, sich als Stasi-Nachwuchs-Kader der in ihn gesetzten Erwartungen würdig zu erweisen. Er kämpft für den Sieg des Sozialismus im Weltmaßstab, und er kämpft gegen den Klassenfeind Nr. 1, seinen (pardon!) Schwanz, der andauernd tut, was Klein-Kläuschen schon längst nicht mehr wagt: den Kopf zu heben. Und das so hartnäckig, dass er in der Nacht des 9. November 1989 sogar die Öffnung der innerdeutschen Grenze erzwang! Wenn Klaus Uhltzscht das rekapituliert, kann er nur bitterlich auflachen: Was war er, was waren sie alle doch bloß für Helden gewesen.
Thomas Brussig, geboren 1965 in Berlin (DDR). Nach dem Abitur verschiedene Jobs, 1990?bis 1993 Soziologie- und Dramaturgie-Studium. Er arbeitet seit 1995 freiberuflich als Autor und veröffentlichte Romane, Theaterstücke, Drehbücher. Thoams Brussig erhielt diverse Auszeichnungen.
hoerspielTIPPs.net:«""Helden wie wir" steht etwas im Schatten von Thomas Brussigs "Am kürzeren Ende der Sonnenallee", das von Leander Haußmann unter dem Titel "Sonnenallee" sehr erfolgreich verfilmt wurde.Aber dieses Hörspiel steht dem bekannteren Stück kaum nach. Auch hier wird uns von einer Kindheit und Jugend in der DDR erzählt, auch hier geht es um den B-Typen, der keinerlei herausragende Fähigkeiten und Eigenschaften (das darf man ruhig als zweideutig betrachten) aufweist. Er ist der letzte Flachschwimmer seiner Klasse, er holt sich beim ersten Sex einen Tripper und so weiter und so fort. Erst als die Stasi ihn heimlich dopt, ändert sich etwas und Protagonist Klaus greift in die deutsche Geschichte ein.
Mit locker-flockigem Humor und sarkastischer Selbstironie, erzählt Klaus Ultzsch aus seinem Leben. Dabei ist der Plot an sich wenig weltbewegend. Hier sind es eher die Details, die bissigen Kommentare zu seinem Umfeld und skurrilen Betrachtungen seiner selbst, die das Stück interessant machen. Die Tragik dieses Schicksals ist riesengroß, so dass sich hier im Gegenpol eine tolle Kommödie stricken lässt.
Natürlich dürfen bei einer solchen Geschichte die Klischees nicht fehlen. Thomas Brussig nutzt sie reichlich, sowohl für Figuren, als auch in der Handlung. Es schadet der Originalität allerdings nicht, sondern sorgt im Gegenteil für eine lebendige und vorstellbare Geschichte, die beim Hörer bunt ankommt, obwohl sie in Grau- und Brauntönen erzählt wird.
Die Umsetzung ist gelungen. Ein Großteil wird in Erzähltexten abgebildet, in die die Handlungsszenen eingebettet werden. Dass die Dialoge nicht ins Rollen kommen, da sie meist vom Erzählerpart unterbrochen werden, stört hier allerdings nicht, da diese Einschübe und Kommentierungen die Szene erst richtig rund machen.
Alles in Allem eine tolle Produktion, die man kaum von den Ohren bekommt. Mit hohem Unterhaltungswert, der sich insbesondere auf die treffsicheren Pointen begründet, und trotz geeigneter Themenwahl kaum den Hang zur Zote entwickelt, hat mich diese Produktion vollkommen überzeugt!"»
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