Peter Weiss nennt sein Bühnenstück über den Auschwitzprozeß Oratorium, Es ist nach dem Vorbild von Dantes Göttlicher Komödie in Gesänge eingeteilt, die den verschiedenen Stationen des Vernichtungslagers von der Rampe bis zu den Verbrennungsöfen gelten, Das Stück, in der Form einer Gerichtsverhandlung geschrieben, ist nichts anderes als eine verdichtete und stilisierte Darstellung der Tatsachen, die der Auschwitz-Prozeß zutage gefördert hat, Aber nicht der Bekanntmachung dieser Tatsachen gilt das Stück, sondern einer bitteren Wahrheit, die in den zahllosen Prozeßberichten nicht zur Sprache kam: daß auf den Plätzen der 18 namentlich genannten Angeklagten ebensogut andere sitzen könnten, die sich schuldig gemacht haben, indem sie dem Massenmord untätigzu sahen, oder aber indem sie dem Regime ihre Reputation zur Verfügung stellten und dadurch Auschwitz erst ermöglichten.
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 12.09.2016
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