""das schriftliche grundmaterial: das sind stöße von postkarten und briefen aus mehr als 14 französischen internierungslagern aus den jahren 1939 bis 1945. die mehrzahl dieser durch einen zufall überlieferten zeitdokumente stammt aus den berüchtigten lagern von les milles und gurs. ein gewisser heinz-ludwig friedlaender ist der absender, adressat sind die eltern, die sich im exil in paris versteckt halten. sein vater war der jüdische philosoph (altkantianer) und groteskenschreiber salomo friedlaender/mynona, der mit arischer frau und 21-jährigem sohn 1933 aus dem arisch verpesteten berlin flüchten mußte, um ihrer aller leben zu retten. das originalton-material des hörspiels sind bandaufnahmen, die ich im februar 1986 in paris und im august desselben jahres in wartaweil mit dem 73jährigen heinz-ludwig friedlaender gemacht habe. knapp zwei jahre danach, 1988, wurde friedlaender tot in der küche seiner ärmlichen wohnung in paris aufgefunden, wo er 54 jahre lang gewohnt hatte. niemand weiß, wie er gestorben ist, sicher ist, daß er alleine war. das hörspiel stöße gürs vermittelt einerseits die situation, in der sich deutsche emigranten aus dem dritten reich in französischen lagern befanden: in einem unentschiedenen schwebezustand zwischen ´schutzbefohlenen´ und ´kriegsgefangenen´. andererseits wirft das hörspiel auch ein licht auf eine bis heute noch nicht geschriebene geschichte der kinder von deutschen emigranten: traumata eines von vornherein zum scheitern verurteilten lebens." (Hartmut Geerken)"
Hartmut Geerken, geb. 1939, Hörspielmacher, Musiker, Komponist, Schriftsteller, Herausgeber, Schauspieler, bildender Künstler, Para-Mykologe und Filmemacher. Hörspiele, u. v. a. südwärts, südwärts (gemeinsam mit Herbert Kapfer - 1989, Karl Sczuka-Preis), hexenring (1994, Karl Sczuka-Preis).
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