""Ich bin das, was Churchill einmal über Hitler gesagt hat: ein Rätsel in einem Rätsel." So Hitchcock über Hitchcock. Man weiß nur wenig über ihn: Fragen nach seiner Person blockte er ab. Oder er stimmte seinen Interviewern einfach höflich zu. Kritiker wollte er nicht verärgern. Enge Freunde hatte er nicht. Frau und Tochter waren eher schweigsam. Ein Tagebuch existiert nicht, ebensowenig eine ausführliche Korrespondenz. Was man weiß: Hitchcock ist ein Meister des Kinos, des suspense. Er ist ein Verführer, der seine Schauspieler beherrschte. Joan Fontaine sagte einmal über ihn: "Er war ein Svengali. Er kontrollierte mich völlig. Er brachte mich ständig aus dem Gleichgewicht und hatte Freude daran. Er erzählte mir andauernd, daß außer ihm niemand glaube, daß ich gut sei, daß mich keiner wirklich mögen würde - bis auf ihn." Und die Betrachter seiner Filme brachte dieser "dösende, nickende Buddha mit dem geheimnisvollen Lächeln" (Margaret Lockwood) natürlich ebenfalls ständig aus dem Gleichgewicht, mit seinen Provokationen, seinem Sarkasmus, seinem Witz: "Es heißt", sagte er bei einem Gala-Abend, "jede Minute geschehe ein Mord. Ich werde sie also nicht weiter aufhalten." Der Öffentlichkeit präsentierte Hitchcock sich mit ausdruckslosem Gesicht, zumeist sah er aus, als käme er gerade von einer Beerdigung. Ein Mensch, den nichts mehr berühren kann, auch nicht der Weltuntergang. "Hitchcock ist eine Hitchcock-Figur", schreibt Francois Truffaut, "er haßt es, sich zu erklären"."
Michael Farin, geboren 1953. Studium der Germanistik. Promotion. Inhaber des belleville Verlags, Publikationen u.a. über Elisabeth Bathory, Leopold von Sacher-Masoch, Marquis de Sade sowie zu Filmthemen. Farin war Co-Drehbuchautor für den Film ´Der Totmacher´.
Hans Schmid schrieb für den BR zusammen mit Michael Farin die Einführung zu den ´Harry Lime´-Hörspielen von Orson Welles und das Porträt ´Orson Welles - Der Koloß´.
Ursendung: 13.08.1999
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