""Gerade über ihn, den seit einem halben Jahrhundert Toten, wird immer noch geredet und geschrieben wie über einen leibhaftigen Bekannten, als hätte er nichts Wichtigeres hinterlassen als sein in unendliche Anekdoten zerfallenes, widersprüchliches, schlagfertiges, trostloses, galizischösterreichischfranzösisches Leben. Aber läßt sich, in seinem Fall, Leben und Werk überhaupt auseinanderhalten?" Reinhard Baumgart fragt dies 1982 in seinen "Drei Ansichten von Joseph Roth". Sein "Requiem" des Jahres 1989 verbindet beides. Noch einmal geht Roth seinem Lebensweg nach, den er selber zeichnete: Biographische und literarische Figuren kommen zu Wort, mischen sich in seine Sterbephantasmen ein. Ob sie wirklich sind oder erdacht, ob sie Fiktion sind oder Realität, das macht keinen Unterschied mehr. Im Anschluß an das Hörspiel: Ein Gespräch, das Karl Karst mit Reinhard Baumgart führte. Reinhard Baumgart, 1929 in Breslau-Lissa als Sohn eines Arztes geboren, studierte Geschichte sowie deutsche und englische Literatur und promovierte 1953. Seit 1962 lebt er als freier Schriftsteller in Grünwald bei München. Neben seinen Prosaarbeiten und Drehbüchern für das Deutsche Fernsehen verfaßte er zahlreiche Essays und Kritiken, die ihn international bekannt machten. Letzte Bücher: "Wahnfried" (1985), "Glücksgeist und Jammerseele" (1986), "Selbstvergessenheit. Drei Wege zum Werk: Th. Mann, Kafka, Brecht" (1989). "Auferstehung und Tod des Joseph Roth" ist sein erstes Originalhörspiel."
Ursendung: 16.11.1989
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