Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution, erstmals 1969 erschienen, galt als heimlicher Klassiker der Nachkriegsliteratur im damaligen Jugoslawien. Zu entdecken ist das Leben einer heruntergekommenen Familie im Belgrad der vierziger Jahre, in deren aberwitzigem Tun und Treiben sich das unbeschreibliche Chaos der Zeitläufte, des Lebens selbst abspielt. Die Familie – eine defätistische Mutter, ein ewig betrunkener Vater, einst Kolonialwarenhändler, ein durch nichts mehr zu erschütternder Großvater, zwei junge Tanten, die für amerikanische Filmstars schwärmen, und ein lebenslustiger Onkel, der siebenundzwanzigmal den Beruf wechselt. Aus der Perspektive des Kindes wird vorgeführt, wie Krieg, Faschismus und Kommunismus, ausgebombte Verwandte, deutsche Feldgendarme und schließlich Partisanen und Pionierführer den Mikrokosmos des Zimmer- und Küchenlebens heimsuchen.
Bora ?osi?, geboren 1932 in Zagreb, wuchs in Belgrad auf, war Redakteur, Dramaturg, dann Schriftsteller. 1992 verließ ?osi? Serbien aus Protest gegen das Miloševi?-Regime und ging nach Rovinj (Kroatien), später nach Berlin. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter 2002 den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung, 2008 den Albatros-Preis der Günter-Grass-Stiftung sowie 2011 den Internationalen Stefan-Heym-Preis.
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