1964 überraschte Pier Paolo Pasolini die Kirche wie das Publikum mit seinem Film ´Das 1. Evangelium des Matthäus´. Anders als in zahlreichen vergleichbaren Werken stellt Pasolini Jesus als realistische, menschliche Figur dar und setzt zugleich kompromisslos die biblische Vorlage um, ohne Auslassungen und ohne Hinzufügungen.
Angesichts von Pasolinis Homosexualität und seiner kommunistischen Überzeugungen hat dies sowohl in katholischen als auch in linken Kreisen Verwunderung hervorgerufen.
Das Hörspiel von Arnold Stadler und Oliver Sturm erzählt das MatthäusEvangelium aus verschiedenen Perspektiven. Einerseits aus der des Films von Pasolini, andererseits aus der des Schriftstellers Arnold Stadler, der diesen Film betrachtet. Stellt man in Rechnung, dass das Evangelium seinerseits das Leben Christi erzählt, so entsteht im Hörspiel eine zwiebelartige Verschachtelung einer Erzählung in der Erzählung in der Erzählung. Das Evangelium, der Film, das Drehbuch und der nacherzählte Film formulieren ein vielperspektivisches Bild der ursprünglichen Geschichte von der Jungfrauengeburt bis zum Kreuzestod.
Arnold Stadler wurde 1954 in Meßkirch geboren. Er studierte katholische Theologie in München, Rom und Freiburg, anschließend Literaturwissenschaft in Freiburg, Bonn und Köln. Er lebt seit dem Jahr 2000 in Sallahn/Wendland. Arnold Stadler erhielt zahlreiche bedeutende Literaturpreise, darunter der Georg-Büchner-Preis.
Oliver Sturm, geboren 1959 in Holzminden, promovierte über Samuel Beckett, arbeitete als Lektor, Dramaturg und Redakteur, war wissenschaftlicher Mitarbeiter am Seminar für Deutsche Literatur in Hannover, ist seit 1996 freier Regisseur und lebt in Berlin.
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Ursendung: 02.10.2016
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