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Die Mädchen aus Viterbo

ein Hörspiel von Günter Eich, hr - SDR 1959


Zwei Handlungen laufen nebeneinander her und werden abwechselnd szenisch entwickelt. Beide stellen die Geschichte von Menschen dar, die gefangen sind, ohne sich wirklich in Gefangenschaft zu befinden. Einerseits Gabriele, ein jüdisches Mädchen, mit ihrem Großvater, die sich vor dem Hitlerterror seit Jahren bei einer Bekannten, Frau Winter, in der Berliner Prinzregentenstraße verborgen halten, und denen Tag und Nacht vor dem Entdecktwerden graut, weil es für sie den Tod bedeutet. Andererseits die Mädchen einer Schulklasse aus Viterbo, die mit ihrem Lehrer Bottari bei einer Exkursion in den römischen Katakomben die Verbindung zur führenden Gruppe verloren haben und nun im Dunkel wartend umherirren und das Entdecktwerden herbeisehnen, das sie dem Leben wiedergibt.
Die Geschichte der Schulklasse ist nur eine Erfindung, eine Erdichtung der beiden Eingeschlossenen in der Prinzregentenstraße, die, angeregt vom Bericht einer alten Illustrierten, die Schicksale der Mädchen, mit denen sie sich in Angst und Hoffnung solidarisch fühlen, und die Möglichkeiten zu deren Rettung oder Untergang sozusagen experimentell durchdenken.


Günter Eich, am 1. Februar 1907 in Lebus/Mark Brandenburg geboren, zog 1922 mit seiner Familie nach Leipzig, wo er am Nikolai-Gymnasium das Abitur machte. Er studierte Sinologie in Berlin und veröffentlichte - teils unter Pseudonym - ab 1927 erste Gedichte und Texte. 1932 brach er sein Studium ab und wurde freier Schriftsteller. Er begann, Hörspiele für verschiedene deutsche Rundfunkanstalten zu schreiben. Im 2. Weltkrieg diente er als Kraftfahrer und Funker bei der Luftwaffe. 1943 gingen bei einem Luftangriff auf Berlin fast alle seine Manuskripte verloren. Nach dem Krieg veröffentlichte er weiterhin Gedichte, Prosa, Drehbücher, vor allem aber Hörspiele. 1963 übersiedelte er nach Salzburg, wo er am 20. Dezember 1972 nach langjähriger Krankheit starb.
1952 bekam Eich für "Die Andere und ich" den "Hörspielpreis der Kriegsblinden", 1968 wurde er mit dem Schiller-Gedächtnispreis des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet.


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