""Zwischen – 29 Lautgedichte" sind 29 Klanggebilde der Unfreiwilligkeit. Sie materialisieren sich aus den Pausen im Sprechakt. Wir alle kennen das Verhängnis des Sprechens: Der Redner stockt, dehnt Laute, pausiert, schweigt, setzt mehrfach an. Es entsteht eine Verzögerung, viel mehr ein Sprachgeräusch, das Roland Barthes mit dem Klopfen eines Motors vergleicht, der nicht mehr rund läuft. Solche Leerstellen führen oftmals zu Irritationen, stehen sie doch für das Scheitern rednerischen Geschicks. Was aber, wenn sie zum konstitutiven, poetischen Moment werden? Die lautpoetische Collage versammelt 29 Antworten auf 29 Fragen. Allen Antworten ist gemeinsam, dass sie in öffentlichen Interviewsituationen aufgezeichnet worden sind. Aus der Artikulation der Befragten – allesamt eloquente, in der Öffentlichkeit stehende Persönlichkeiten – werden ihre Verzögerungen extrahiert und aneinander montiert. Es entstehen Klangcollagen der Stille. Doch ist diese Stille trügerisch, denn in ihr schweigt lediglich Bedeutung. Hörbar bleibt eine archaische Körpersprache: Modi des Atmens, Planungsphasen, gärende, nach Sinn ringende Wortpartikel, die sowohl in lautmalerischen Tumult ausbrechen, als auch in sonores Rauschen abdriften können."
Jan Jelinek, geboren 1971 in Bad Hersfeld, hatte 1998 seine erste Tonträgerveröffentlichung unter dem Pseudonym Farben. Seit 2008 folgten weitere Tonträgerveröffentlichungen, Ausstellungen und die Buchveröffentlichung der fiktiven Künstlerin Ursula Bogner. Für die Audiocollage "Kennen Sie Otahiti?" (SWR 2012) erhielt er den Karl-Sczuka-Förderpreis 2012. Zuletzt entstand das Hörstück "Beweisstücke für das Bombardement" (SWR 2015). Im Jahre 2016 war Jan Jelinek Artistin- Residence in der Villa Aurora in Los Angeles, USA.
Ursendung: 02.05.2017
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