Ein junges Pärchen in einem von restaurierten Altbauten bebauten Stadtteil. Stefan und Marianne heißen sie. Sie laden ihren Freund Georg zum "Stalker-Schauen" ein. Gemeinsam wollen sie vom Wohnzimmerfenster aus das Schauspiel, wie ein Mann im Hof eine Nachbarin belästigt, bei einem Glas Wein begutachten. Was aber passiert, wenn dieser Stalker bemerkt, dass er selber gestalkt wird? Er ruft dann beim Pärchen an, um die ihn Stalkenden verzweifelt um Rat zu bitten. Sie offerieren dann ihre eigene Wohnung als möglicherweise alles aufklärende und allen nützende Begegnungsstätte, also von Stalker im Hof und Nachbarin, die dann natürlich vom Pärchen gestalkt werden darf, schließlich ist es ihre eigene Wohnung – diese groteske wie perfide Situation kann nur grausam enden, sofern sie überhaupt Wirklichkeit wird. "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib." – So lautet das neunte Gebot aus dem Dekalog des Alten Testaments. Vielleicht reicht aber auch nur die Distanz des Blicks durchs Fenster, um das Begehren zu stillen. Das könnte man heute vielleicht "Stalken" nennen. Die "Mauerschau", auch Teichoskopie genannt, ist andererseits eine Erzähltechnik im Drama, durch die eine Figur einen für die Handlung bedeutsamen Bericht über ein Geschehen vermittelt, das auf der Bühne zur gleichen Zeit nicht präsent ist. Um Beides, wo ist das Innen und wo das Außen der Protagonisten, geht es in diesem Stück.
Clemens J. Setz, geboren 1982, lebt als Schriftsteller in seiner Geburtsstadt Graz. Für seinen Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" erhielt er 2011 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2015 erschien sein Roman "Die Stunde zwischen Frau und Gitarre".
Ursendung: 11.05.2017
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 08.07.2020
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