""Apokalypse Live" ist ein Hörspiel nach der biblischen Offenbarung des Evangelisten Johannes. Es funktioniert wie eine Rockoper aus lauter Geräuschen - oder aber wie ein barockes Oratorium. Das heißt "Conversionen" von alten Bibelvertonungen (Telemann, Bach, Schütz gespielt von einem Streichquartett) sind ebenso Bestandteil des Materials wie Schlager (von Hank Williams "I´ll never get out of this world alive" bis Gloria Gaynor "I will survive") oder aber vor allem lautstarke Improvisationen einer Band (FM Einheit, Steine & Schlagwerk, Alex Hacke, Gitarre & Verstärker - Ulrike Haage, Flügel & Keyboards & Astronauten). So wie einstmals Maler die Apokalypse auf wenige Holzstiche reduziert haben, so wird in "Apokalypse Live" der biblische Weltuntergang auf eine Abfolge von Songs reduziert. (Die apokalyptischen Reiter / Die Hure Babylon / Das Buch mit sieben Siegeln / Das Weib kä mpft mit dem Drachen / Der Zorn Gottes). Geräuschcollagen und instrumentale P assagen sind Bestandteil des Geschehens. Sie tragen die Spannung zwischen einem ehrwürdigen Text und seiner heutigen Darstellung noch einmal in sich aus: Feedback der Gitarre zum Klang des Cellos. Steine zum Gesang des Countertenors. Ab und zu wird der Weltuntergang durch Werbeblöcke unterbrochen. Die Songs für die Apokalypse sind laut, elektrisch, manchmal sogar tanzbar. Sie arbeiten zugleich mit den Mitteln liturgischer, ernster und populärer Musik. So wie der Engel dem Johannes die himmlische Weissagung verkündet (beide Rollen werden gesungen und gesprochen von dem englischen Stimmartisten Phil Minton), so wird "Apokalypse Live" nicht wie sonst in abgeschlossenen Hörspielstudios produziert, sondern während eines Hörspielkonzerts von der Bühne des Marstalltheaters herab dem Publikum dargeboten. Alex Hacke (Einstürzende Neubauten) liest die Bibel, ein Countertenor singt sie, und ein Kommentator begleitet das Geschehen via TV. Die Aufnahme dieses K onzerts (samt den Publikumsreaktionen) bildet das Material für das Hörspiel. "Apokalypse Live" ist nach dem mehrfach preisgekrönten Hörspiel "Radio Inferno" (BR/hr 1993) die zweite Zusammenarbeit zwischen dem Hörspielmacher Andreas Ammer und F M Einheit, dem Soundtüftler und Schlagwerker der "Einstürzenden Neubauten" und wurde am 14. Oktober 1994 im Bayerischen Staatsschauspiel/Marstall uraufgeführt. "So jemand zu diesem Buch etwas dazusetzt oder davontut, so wird ihm zugesagt mit den Plagen, die in diesem Buch beschrieben." (Offenbarung 22. 18-19)"
🔥 Hörspielpreis der Kriegsblinden 1995
Prix Italia 1995
Ursendung: 09.12.1994
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