Die Geschichte ist so groß, sie könnte Hollywood gefallen: der zwielichtige Gefängnisaufseher, der geläuterte Verbrecher, der hartgesottene Anstaltsdirektor, die einsame Frau, die Musik - all die alten Kinobilder. Hinzu kommt Johnny Cash, der legendäre Country-Star. Bei einem seiner Knast-Konzerte in "Folsom Prison" spielte er 1968 auch das Lied "Greystone Chapel" eines Gefangenen namens Glen Sherley, der während seiner Haft eine Reihe von populären Liedern schrieb. Tatsächlich kam es während des Konzertes zwischen Cash und Sherley zu einer Begegnung, doch der Rest dieser traurigen Geschichte ist frei erfunden. Glen Sherley, der wegen verschiedener Raubdelikte mehrere Jahre Knast abzusitzen hat, liebt seine Verlobte Hedelin, die ihm versprochen hat, auf ihn zu warten. Sie besucht ihn einmal im Jahr zu Weihnachten, sonst hört er nichts von ihr. Sherley dagegen schreibt ihr so oft er kann herzzerreißende Liebesbriefe, in denen er seine ganze Sehnsucht wortmächtig zum Ausdruck bringt. Der Aufseher Maharry hilft ihm, diese Briefe weiterzuleiten. Sherley revanchiert sich für diese Dienste und schreibt Maharry schwülstig-schöne Liebesbriefe, mit denen der wortungelenke Mann seine Freundin betört. Doch eines Tages macht sich Maharry an Hedelin ran.
Ludwig Fels, geboren 1946 in Treuchtlingen, ist seit 1973 freiberuflicher Schriftsteller. 1983 siedelte er über nach Wien. Er publizierte zahlreiche Schriften, Hörspiele, Theaterstücke und Hörfunkfeatures für den ORF in Zusammenarbeit mit Robert Weichinger.
Ursendung: 01.09.2006
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