Nie hatten die Menschen gedacht, dass die Hafenstadt Oran ein Ort sein könnte, in der die Ratten in der Sonne sterben. Doch bald ereilt immer mehr Menschen ein ähnliches Schicksal. Dr. Rieux und seine Vertrauten Tarrou und der Journalist Rambert wissen längst, dass es sich um eine Epidemie großen Ausmaßes handelt, deren Namen man, um Panik zu vermeiden, noch verschweigt. Nachdem überraschend der Generalgouverneur "den Pestzustand der Stadt erklären" und den Belagerungszustand verhängen lässt, merken die Bewohner Orans, dass sie nun alle in der selben Falle sitzen. Immer öfter muss die Polizei beim Abtransport Infizierter zu Hilfe gerufen werden. Und immer mehr seltsame Züge ohne Fahrgäste werden zu Verbrennungsanlagen außerhalb der Stadt umgeleitet.
Die Seuche fordert nun immer mehr Opfer, sie macht auch vor der Familie des strengen Haftrichters Othan keinen Halt. Sein Kind stirbt unter grauenvollen Qualen. Der Jesuitenpater Paneloux hält die Seuche für ein strafendes Gottesgericht, um die Menschen für ihre Gottlosigkeit zu strafen. Dr. Rieux, der bis zur Erschöpfung arbeitet und aus eigener Initiative Sanitätsmannschaften aufstellt, weigert sich jedoch, eine Schöpfung anzuerkennen, in der Kinder gemartert werden. Der Journalist Rambert, der eigentlich um der Liebe willen aus der Stadt fliehen will, wird neben Tarrou, der ein letztes Opfer der Pest wird, zu seinem wichtigsten Helfer. Wie durch ein Wunder verschwindet die Epidemie allmählich. Die Menschen feiern ihren Sieg. Doch Dr. Rieux weiß, dass der Bazillus Geduld hat. Es wird der Tag kommen, an dem er die Ratten erneut zum Sterben in eine glückliche Stadt schicken wird.
Albert Camus, 1913 in Mondovi/Algerien geboren, studierte Philosophie. 1934 trat er der Kommunistischen Partei Algeriens bei. 1940 zog er nach Paris, arbeitete als Journalist und schloss sich der Resistance-Gruppe "Combat" an. 1942 erschien sein erster Roman. 1957 erhielt er den Nobelpreis für Literatur. Zu seinem umfangreichen Werk gehören Essays, Romane, Erzählungen sowie Theaterstücke. Am 4. Januar 1960 starb er bei einem Autounfall.
hoerspielTIPPs.net:«Zum 50. Todestag von Albert Camus haben sich der NDR und der WDR zusammengetan, um eines seiner bekanntesten Werke in eine Hörspielfassung umzusetzen. Dabei setzt man bewusst darauf, den Text und die Botschaft Camus´ in den Mittelpunkt zu rücken, und dabei weniger den Plot besonders dramatisch auszugestalten. Es geht hier mehr um den Zweikampf der Theologie gegen die Wissenschaft, denn um den Kampf des Menschen gegen die Krankheit, der hier fast schon nur noch Mittel zum Zweck zu sein scheint.
Entsprechend wenig arbeitet man in der Kulisse mit Klischees. Gerade in der Soundgestaltung geht es doch eher nüchtern zu, man lässt die Hintergründe eher spartanisch und damit allgemeingültig, so dass Handlungsort und -zeit zur Nebensache wird.
Deutlich wichtiger ist die gute Darstellung in den Dialogen. Hier setzt man auf bewährte Kräfte. Götz Schubert hat die große Aufgabe, den Protagonisten Dr. Rieux sowohl als handelnde Figur, als auch als Erzähler zu verkörpern, was ihm beides gut gelingt. Ein im Hörspiel eher seltener Gast ist Jürgen Tarrach, der hier dem Tarrou die Stimme leiht. Im weiteren Ensemble tummeln sich viele Stimmen, bei denen Papierform und tatsächliche Leistung übereinstimmen. Ob Horst Bollmann, Ulrike Bliefert, Friedhelm Ptok - alle sorgen dafür, dass diese Inszenierung in sich stimmig wird.
Dieses Hörspiel will deutlich mehr, als die bloße Geschichte zu erzählen, es stellt vor allem die philosophischen Aspekte des Textes deutlich heraus. Daher wird es auf denjenigen, der hier eine oppulent inszenierte, spannende Abenteuergeschichte erwartet, vielleicht etwas zu spröde wirken - in Bezug auf Camus´ Botschaft an sich, ist diese Inszenierung jedoch mehr als gelungen.»
🔥 Radio:Tipp der Hörspiel-Freunde
Vorstellung im OhrCast
Ursendung: 04.01.2009
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 04.04.2017
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