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Wie zwingend ist Wahrheit in der Politik? Wie selbstverständlich? Wie utopisch? Und wer definiert sie?
Das postfaktische Zeitalter ist ausgerufen, und Parallel-Wahrnehmungen und -Auslegungen scheinen zum politischen Mittel erhoben. Wie definiert sich Wahrheit, wenn alles behauptet oder in Frage gestellt werden kann? "Wer nichts will als die Wahrheit sagen, steht außerhalb des politischen Kampfes, und er verwirkt diese Position und die eigene Glaubwürdigkeit, sobald er versucht, diesen Standpunkt zu benutzen, um in die Politik einzugreifen", sagt Hannah Arendt in ihrem Vortrag und fordert stattdessen Philosophen und Wissenschaftler, Richter und Historiker, Journalisten und Künstler auf, sich in die Auseinandersetzung um die Entscheidungsgewalt einzumischen.
Hannah Arendt wurde 1906 in Hannover geboren und studierte Philosophie, Theologie und Griechisch u.a. bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, bei dem sie 1928 promovierte. 1933 emigrierte sie nach Paris, 1941 nach New York. Hans Jonas beschrieb seine Freundin einmal als leidenschaftlich moralisch, ohne moralistisch zu sein. Nicht nur deshalb gehört Hannah Arendt bis heute zu den faszinierendsten Denkern des 20. Jahrhunderts. Ihr selbst gesprochener Text ist ein bemerkenswerter Gegenentwurf zum heute um sich greifenden Politikverständnis.
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