Die Hochzeit verlassen
ein Hörspiel von Paul Wühr, DLF 1966
Paul Wührs moderne Variation zum "Eisenhans" beginnt mit dem eigentlichen "happy-end" des ursprünglichen Grimm-Märchens - "Der glücklichen Hochzeit". Ein eifernder Exeget legt das Märchen so aus, daß von Anfang an alle Vorgänge nur um der endlichen Erlösung des Eisenhans willen geschehen (durch den Prinzen), was die Figuren "Prinz" und "Eisenherz" selbst nicht wissen, er vermeint es klar erkannt und enträtselt zu haben und versucht, ihnen seine Deutungen zu suggerieren. Seine "logischen" Ergebnisse werden jedoch in Frage gestellt von den Märchenfiguren selbst, die nicht wissen, warum sie so oder so handeln, die sich immer von neuem ihrer inne zu werden bemühen, ihn mit ständigem "war es so?" aus seiner anfangs sicheren Argumentationsposition in ein Verteidigungsgestammel drängen und letztlich fassungslos allein zurücklassen. Mit großer sprachlicher Gewandtheit hat Wühr in einer konsequent durchgeführten dreistimmigen Fuge die Fragwürdigkeit alles "Auslegens" dargestellt.
Ursendung: 06.08.1966
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