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Armut ist Diebstahl

ein Hörspiel von Lorenz Schröter, WDR 2009


Vor 20 Jahren war der Sozialismus, die staatlich organisierte Misswirtschaft mit Hungersnöten und Gulagsystem, endlich am Ende. Dachte man. Doch plötzlich soll der Staat die Wirtschaft retten, Banken können wieder enteignet werden und Kapitalismus ist ein hässliches Wort geworden. Dabei hat er den Feudalismus besiegt, die Demokratie ermöglicht, und mit ein bisschen Marktwirtschaft entstand in wenigen Jahren eine 400 Millionen große Mittelschicht in Indien und China. All das scheint vergessen! Deshalb wird es dringend Zeit, eine alte Utopie neu zu entdecken: den Anarchokapitalismus. Kein Staat, kein Zwang, nur Gold und Gewinn zählen. Dann werden Kriege aufhören, Privatarmeen zu teuer, afrikanische Bauern nicht wegen europäischer Agrarsubventionen verhungern, Zahnärzte für zehn Euro eine Plombe einsetzen und Akademikerkinder auf eigene und nicht mehr auf Kosten der Arbeiter studieren. Mehr Kapitalismus wagen – jetzt!
"And I mean it!" (Ayn Rand, libertäre Philosophin)


Lorenz Schröter, geboren 1960, schreibt Romane, Hörspiele und Features. Früher lief er auf Demonstrationen, heute Marathon.

hoerspielTIPPs.net:
«Die Finanzkrise beschäftigt den WDR im zweiten Halbjahr 2009 im Besonderen. Viele Hörspiele laufen unter dem Reihensignet "Cash Cash" und behandeln das derzeit herrschende Wirtschaftsdesaster.

Auch Lorenz Schröters "Armut ist Diebstahl" greift das Thema auf. Obwohl - und gerade weil - die Krise durch einen liberalen Finanzmarkt ausgelöst wurde, liegt hier das Allheilmittel in einem noch liberaleren, letztlich in einem vollkommen anarchischen Markt, einem unlimitierten Kapitalismus.
Dazu lässt Schröter seinen Protagonisten in ein Land reißen, dass sich u. a. die Ideen Ayn Rands zu Eigen gemacht und rigoros umgesetzt hat. Geld existiert als Währung dort nicht, einzig Gold ist das einzig universelle Tauschmittel.

Die Ideen werden allesamt als schlüssig dargestellt und funktionieren im Hörspiel so prächtig, da auch hier nur Fragen gestellt werden, auf die diese Theorien Antworten geben können.

Das Stück wirkt in der gegenwärtigen Situation so wunderbar zynisch, dass es eine Wonne ist, hier zuzuhören.

Die Umsetzung folgt dem Format der derzeit gängigen Infotainement-Hörspiele - Sachthemen werden hier in eine Erzähl- bzw. Hörspielstruktur eingebunden, die mit vermeintlichen O-Tönen versetzt wird. So entsteht ein fiktives Feature mit Spielelementen, das durchaus hörenswert ist.»


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