Wenige Monate vor ihrem Tod besucht die Dichterin Mascha Kaléko, die 36 Jahre zuvor mit Mann und Kind vor den Nazis in die Vereinigten Staaten floh, noch einmal ihre Stadt Berlin. Auch dem Haus in der Bleibtreustraße, das die Familie bewohnte, stattet sie einen Besuch ab. Der Aufenthalt an der Spree wird zu einer Reise in die Vergangenheit, von der Flucht im Ersten Weltkrieg aus Galizien ins Kaiserreich über die frühen Jahre in der pulsierenden Hauptstadt, vom amerikanischen Exil bis zur Rückkehr in ein Nachkriegsdeutschland, das die "Großstadtlerche" in die Arme schließt: als Alibi. Dass sich Kaléko dieser Rolle verweigert, wird ihr nicht verziehen. Jan Kone¹kes Hörspiel-Poem, das vom Reim in den Versen Mascha Kalékos als Déjà-vu-Erfahrung des glücklichen Gleichklangs erzählt, ist ein Porträt nicht nur der sich selbst befragenden Dichterin, sondern auch des Landes, in dem sie nicht mehr heimisch werden konnte. Ihr letztes Gedicht ‚Bleibtreu heißt die Straße‘ bleibt ungereimt.
Mascha Kaléko, geboren 1907 im galizischen Chrzanów, gestorben 1975 in Zürich, war eine polnisch-jüdische, der Neuen Sachlichkeit zugerechnete Dichterin. Sie fand in den Zwanzigerjahren in Berlin Anschluss an die intellektuellen Kreise des Romanischen Cafés und zählt heute zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts.
Jan Koneffke, geboren 1960 in Darmstadt, studierte er Philosophie und Germanistik. Nachdem er 1987 den Leonce-und-Lena-Preis für Lyrik erhielt, begann er als freier Schriftsteller zu arbeiten.
Ursendung: 11.11.2017
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 18.11.2017
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