Der Mann (weiß, heterosexuell, gesund, aus der Mitte der Gesellschaft und in den besten Jahren, kein Looser) kocht das ultimative Familienrückgewinnungsmenü: erlesene Zutaten, anspruchsvolle Techniken, mehrere Gänge. Leider hat er nicht nur Frau und Sohn eingebüßt, sondern auch seinen Job in der IT-Branche. Die Wohnung ist, seit das Geld fehlt, gekündigt. Dafür wird sein Viertel von Karrierefrauen und Feministinnen, "Kinderwagenbataillonen" und homosexuellen Paaren besetzt, die "mit nackten Ärschen auf Designer-Sesseln" lümmeln und aus Riesenboxen Klassik hören, "um sich aus dem Mob auszugliedern". Von den Ausländern gar nicht zu reden! Sich ermannend auf verlorenem Posten, schnippelt er Gemüse und macht seiner Wut Luft: über die Eurolüge, über die Hipster, die Gentrifizierung und natürlich: die hinterlistigen, lüsternen Asylbewerber. Kann ein Mann wie er denn schweigen, wenn draußen gerade die Welt untergeht? Keine Frage, im Getümmel der Meinungsschlacht überlebt nur, wer alle Register zieht.
Sibylle Berg, 1962 in Weimar geboren, verließ 1984 die DDR und lebt heute in Zürich. Seit ihrem Debüt "Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot" 1997 hat sie sechzehn Bücher veröffentlicht, zuletzt "Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten". Ihre Theaterstücke ("Helges Leben", "Hund, Frau, Mann", "Hauptsache Arbeit!", "Nur Nachts", "Die Damen warten", "Angst reist mit" u.a.) werden an zahlreichen Bühnen im In- und Ausland gespielt. Der MDR produzierte zuletzt das Hörspiel "Und jetzt: Die Welt!", das mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden 2016" ausgezeichnet wurde.
Ursendung: 29.10.2017
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 29.05.2022
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