⏰ 83 Min.
🎬 Regie:
Walter Adler
Übersetzung:
Ursula Tabori-Grützmacher
🎤 Mit:
Marlen Diekhoff,
Dieter Laser,
Friedhelm Ptok,
Rufus Beck,
Elke Petri,
Jürgen Holtz,
Heinz Meier,
Wolfram Weniger,
Walter Adler,
Gerwald Weitzer,
Christoph Gotthard
Die Situation ist ebenso grotesk wie ausweglos. Radio Moskau hat soeben sein Spätprogramm beendet. Abendsprecher und Abendredakteur sind dabei, das Studio aufzuräumen. Plötzlich klingelt das Telefon. Genosse Generalsekretär ist am Apparat, höchstpersönlich. Und er hat einen höchst persönlichen Wunsch. Eine Melodie von Wolfgang Amadeus Mozart ist ihm durch den Kopf gegangen. Klaviersonate a-moll, KV 310. Nun will er eine Gesamtaufnahme haben. Aber nicht irgendeine, sondern die mit der großen Pianistin Maria Lwowna Dschersinskaia. Weiß der Anrufer nicht, daß die Dschersinskaia längst in Ungnade gefallen ist? Daß alle Aufnahmen mit dieser Künstlerin daher aus den Rundfunkarchiven entfernt werden mußten? Will er vielleicht nur die Linientreue der Rundfunkmitarbeiter prüfen? Oder ist es umgekehrt? Sind sie verloren, wenn es ihnen nicht gelingt, die gewünschte Aufnahme bis zum nächsten Morgen herbeizuschaffen? Angst, Subalternität, komisches (und zugleich die Grenzen des Tragischen streifendes) Kriechertum: das ist das eine Thema des Hörspiels. Die Leiden einer geschundenen Künsterlin, die - indem man sie mit ihren im Gefängnis gebrochenen Fingern nochmals vor den Flügel schleift - endgültig zugrunde gerichtet wird: das ist das zweite Thema.
David Zane Mairowitz, 1943 in New York geboren, lebt seit 1966 als freier Schriftsteller in Avignon und Berlin. In den vergangenen 30 Jahren hat er als Autor von Hörspielen und Dokumentarsendungen in mehr als 20 europäischen Ländern gearbeitet und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Prix Italia, Prix Europa, Prix Futura, Prix Ostankino und der französische Prix SACD für sein Lebenswerk.
Ursendung: 23.03.1992
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