Als Maurice Ravel 1920 erstmals Österreichs Hauptstadt besuchte, sinnierte er in der Neuen Freien Presse: "Man spürt, dass die Atmosphäre dieser Stadt förmlich durchsetzt ist von Musik, dass diese Stadt, von wärmenden Sonnenstrahlen durchflutet, Musik förmlich atmet." Und Wien atmete sofort auch Ravels Musik, sein berühmtes La Valse , das er und Alfred Casella in einer Fassung für zwei Klaviere zur ÖEA brachten, zur Österreichischen Erstaufführung. Die Orchesterfassung, gut acht Wochen später in Paris uraufgeführt, gab es in Österreich erst 1929 zu hören – mit Ravel am Pult. Und das, obwohl das den lokalen Walzer lobende und demontierende Stück ursprünglich mal Wien heißen sollte. Das ist die eine Quelle für die radiophone Collage Vienna des Wiener Komponisten Wolfgang Liebhart (* 1958), die andere ist eine Notiz von 1802, die ein gewisser J. Gerining bei seinem Besuch der Donaumetropole in seinem Tagebuch festhielt: "Windig und giftig ist Wien, sagt das Sprichwort, den häufigen Staub des Kiesel-Bodens kann manche schwache Brust nicht ertragen, Lungenentzündungen sind hier nicht selten, doch nicht sehr gefährlich, aber unter 10 bis 11.000 Menschen , die hier sterben, ist gewöhnlich der 4. Theil mit Brustkrankheiten zu Grabe gegangen, woran auch das unmäßige Walzen die Schuld trägt."
Ursendung: 16.12.2017
...
Unterstützen Sie hoerspieltipps.net.
Haben Sie einen Fehler auf dieser Seite gefunden? Haben Sie
Anmerkungen, Änderungswünsche zur dieser Präsentation
des Hörspiels?
Schicken Sie mir eine Mail mit einem kurzen Hinweis. Vielen Dank!