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Der Tod in Rom

Hörspielbearbeitung - ein Hörspiel von Wolfgang Koeppen, hr - SWR - WDR 2009


""Der Tod in Rom", erschienen 1954, ist Wolfgang Koeppens dritter Roman seiner posthum betitelten "Trilogie des Scheiterns", in der er die mentale Struktur eines Lebens in der Bundesrepublik nach dem Ende des Faschismus beschreibt. Auch in diesem Werk nutzt Koeppen konsequent die der literarischen Moderne der 1920er Jahre verpflichteten formalen Mittel wie Introspektion, Montage und Erzählerreflexion. Italien gilt seit Goethe und Thomas Mann als Fluchtpunkt deutscher Künstlerseelen, dem heimischen Muff zu entfliehen und humanistisch-antike Traditionen mit enthemmter Sexualität unter heiterer Sonne zu vereinen. In "Der Tod in Rom" wird Rom hingegen zur Kulisse einer tödlichen Gespensterséance: Hier treffen sich Anfang der 1950er Jahre, im vollsten Glanze der Wiederaufbauphase unter Adenauer, die Zweige einer deutschen Familie. Ihre Abkömmlinge sind als Opfer, Mitläufer und Täter tief verstrickt in die Zeit des Faschismus. Und die damals gerufenen Geister gestatten gerade in der ewigen Stadt keinen Neubeginn, kein Entkommen. Koeppen entwirft auch hier ein Panoptikum verschiedener Charaktere, die einen Querschnitt deutscher Seelenlandschaft widerspiegeln: Der junge, homosexuelle Komponist Siegfried Pfaffrath reist nach Rom zur Uraufführung seiner Symphonie, die die Tradition der "entarteten Musik" von Arnold Schönbergs Zwölftonreihen fortschreibt. Sein Wohltäter ist ein Emigrantenehepaar. In Rom findet sich auch Siegfrieds Onkel Gottlieb Judejahn ein, der es, aus kleinen Verhältnissen stammend, zum SS-General gebracht hatte und in Nürnberg in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde. Das Konzert führt die Familie zusammen: Siegfried, Judejahn und dessen Sohn, einen Priesterseminaristen, sowie Siegfrieds Eltern, die als Mitläufer die Vorteile der Nazidiktatur zu nutzen wussten. Koeppens Personenpartitur kulminiert am Ende in einem dissonanten Kollaps der Gefühle und Existenzen."

Wolfgang Koeppen, geboren 1906 in Greifswald, gestorben 1996 in München, erhielt 1962 den Georg-Büchner-Preis.

hoerspielTIPPs.net:
«Auch diese Geschichte Wolfgang Koeppens erzählt wieder eines der eher unliebsamen Themen, die so gar nicht in die oft gloriefizierte Zeit des Aufbaus der Bundesrepublik passen. Auch hier sind es wieder die nicht restlos aufgearbeiteten Bezüge ins Dritte Reich, die hier im Mittelpunkt stehen.
Es personifiziert sich in der Figur des Judejahn, der hier glänzend von Thomas Thieme interpretiert wird. Ihm gelingt es, der Bösartigkeit der Figur allein schon mittels der Stimmfarbe Ausdruck zu verleihen.
Das verdrängt fast die guten Leistungen des restlichen Ensembles aus dem Blickfeld.

Leonhard Koppelmann hat den Roman für den Funk bearbeitet und inszeniert. Es ist ihm gelungen, die Atmosphäre der Vorlage einzufangen und zu transportieren. Unterstützt wird dies durch die permanent unterlegte Musik Hermann Kretschmars. Allerdings gibt diese Art der Untermaltung dem Stück diesen oft kritisierten künstlerischen Touch, auf den manche Hörer im Hörspiel gerne verzichten würden. Allerdings muss man hier zugestehen, dass es hier - auch aufgrund der besonderen Darstellungsform - sehr passend ist.

Die Umsetzung wirkt mehr wie eine inszenierte Lesung. Die Erzähltexte werden meist nur von einzelnen Sätzen der Figuren unterbrochen. Echte Dialoge sind eher selten. Das macht das Hörspiel etwas werkgetreuer, läuft aber ein wenig dem Hörfluss zuwider.

Die Produktion überzeugt in punkto Inhalt und Sprecherleistung. Allerdings ist die Darstellung schon eher speziell und wird wohl nicht jeden Hörer ansprechen. Wer sich auf diese Produktion jedoch einlassen kann, der wird mit 160 Minuten einer sehr düsteren und packenden Geschichte belohnt.»

🔥 Hörspiel des Monats Mai 2009
hr-2 Hörbuchbestenliste Mai 2009

Vorstellung im OhrCast

Ursendung: 03.05.2009

Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 30.04.2018

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