radio: staub und zähne. Eine Liebesgeschichte. Hommage an DER Radio, an die Stimmen, an den Staub, an die Klänge und die Zwischenklänge…
Während ich heranwuchs, fühlte ich mich nirgends richtig am Platz. Der alte, ausgemusterte Radioapparat war ein Gehäuse, das meiner Verlorenheit Wärme gab, Zuwendung und Trost. Über die Schallwellen schuf ich eine eigene Welt in meinem Zimmer, getrennt von den anderen. Diese Wirklichkeit wohnte hinter einem dichten Stoff aus glänzenden Fäden, der sich im Rhythmus der Stimmen und der Klänge bewegte. Ich legte meine Finger darauf, ließ sie vibrieren.
DER Radio, im Dialekt war es ein Mann und kein Gegenstand, wandte mir sein Gesicht zu, sein grünes Auge zwinkerte und verschloss sich zuweilen. Die mittigen Tasten zum Drücken waren seine gelblichen Zähne, die goldgeschmückten runden Drehknöpfe seine Ohren, an denen ich zog, um Töne zu erzeugen. Sein Geruch, ein süßlicher Duft aus erwärmten Spanplatten, Leim und Hartplastik legte sich über mich, lullte mich ein. Und ich träumte von Avto Omsk, Yuzhnaya Yolna, Radio Sawa, Radio Jordan, Radio Beni Suef, Munhaj al Sunna, Isango Star, Akwaaba Radio, Araguaia, Divina Ceia, Radio Tupac Amaru und Rauschen und Wasserfall.
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