Das brennt wie Zunder!" Als hätte etwas nur darauf gewartet, in Flammen aufzugehen. "Zunder" heisst auf Englisch "Tinder" und ist damit nicht zufällig der Name der bekanntesten mobilen Dating-App. Und wenn die Lust einmal angefacht ist, kann sie lodern und uns auch verbrennen.
Wie beginnt Verführung und was kann "Tinder" für den ständig arbeitenden, vielreisenden Menschen tun? Nichts ist so erotisch wie das Unerreichte: die Erwartung des zu Geschehenden, eine beschriebene Handlung, ein gehauchtes Versprechen. Die grösste Erotik liegt oft in der Phantasie und im Falle von "multiple" wird die allein über das Ohr gereizt. Versatzstücke klassischer Lyrik, sogar Luthers Zitate zur Ehe mit "Herrn Käthe" helfen "Ihr" und "Ihm", Worte für die Lücken zu finden, die sich zwischen Berührungen der Zeilen im Chat und der Fingerspitzen auftun.
Autorin und Bachmann-Preisträgerin Nora Gomringer sorgt für den Text, während Jazz-Drummer Philipp Scholz eine halbstündige musikalische Komposition entwickelt, deren Rhythmus treibt, "teased" und dieses Stück sexy macht. Beide Künstler entwickeln Arbeiten u.a. im Rahmen ihres Projekts "Lauscheporn", das für mehr Audioerotik in Leben und Gehörgängen plädiert.
Nora Gomringer (* 1980), Schweizerin und Deutsche, lebt in Bamberg. Sie schreibt, vertont, erklärt, souffliert und liebt Gedichte. Alle Mündlichkeit kommt bei ihr aus dem Schriftlichen und dem Erlauschten. Sie fördert im Auftrag des Freistaates Bayern Künstlerinnen und Künstler internationaler Herkunft. Dies tut sie im Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia. Und mit Hingabe.
Philipp Scholz (* 1990) ist ein deutscher Jazzmusiker. Er studierte Schlagzeug und Komposition in Leipzig und Dresden, wurde mit mehreren Nachwuchspreisen ausgezeichnet, tritt in verschiedenen Bandformationen und regelmässig mit Künstlern wie etwa Nora Gomringer auf.
Ursendung: 27.05.2018
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 27.05.2018
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