⏰ ca. 420 Min.
🎬 Regie:
Leonhard Koppelmann
🛠 Bearbeitung:
Heinz Sommer
🎼 Musik:
Jörg Achim Keller,
hr-Bigband
🎤 Mit:
Ueli Jäggi,
Matthias Brandt,
Eva Mattes,
Paula Beer,
Valery Tscheplanowa,
Sascha Nathan,
Clement Guyot,
Victoria Sordo,
Alejandro Ramon Alonso,
Carrie Getman,
Gerd Wameling,
John Julian,
Yollette Thomas,
Walter Hess,
Peter Trabner,
Manolo Palma,
Jan Bluthardt,
Joshua Wunder,
Nisha Wunder
Unter dem Eindruck der rasanten technischen Aufrüstung während des Zweiten Weltkrieges, und vor allem angesichts der beiden Atombomben-abwürfe über Hiroshima und Nagasaki, notiert Max Frisch Ende der 1940er Jahre in sein Tagebuch: "Wir können, was wir wollen, und es fragt sich nur noch, was wir wollen, am Ende unseres Fortschritts stehen wir da, wo Adam und Eva gestanden haben, es bleibt uns nur noch die sittliche Frage." Bis 1957, als sein Roman Homo faber erscheint, hat sich die Geschwindigkeit der technischen Entwicklungen noch einmal rasant beschleunigt. Der Titel meint dabei nicht nur die zentrale Figur des Romans, sie ist ein feststehen-der anthropologischer Begriff: Als "Homo Faber" bezeichnet man seit der Antike den Menschen als werkzeugmachendes Wesen. Bevor Frisch Schrift-steller wurde, arbeitete er als Architekt, unter dem Eindruck dieses in großen Teilen technischen Berufs, konstatiert Frisch, "der moderne Mensch [lebe] an sich selbst vorbei und [ergebe] sich dabei der Machbar-keitseuphorie der Technik. Sein tiefstes Wesen und sein Schicksal geraten ihm dabei aus dem Blick, menschliche Beziehungen und Kommunikation unterwerfen sich dem Diktat der Naturwissenschaften." Jetzt erkennt Frisch also nicht mehr nur ein moralisches Problem in einer zusehends durchtechnisierten Welt, sondern auch ein emotionales – der Mensch, der glaubt, das Leben nach den Gesetzen von Logik und Wissenschaft organi-sieren zu können, kommt sich zusehends selbst abhanden, er verliert sukzessive seine Kommunikationsmöglichkeiten, seine Empathiefähigkeit sowie das Bewusstsein für die eigenen Ängste und Sehnsüchte. In der kalten Sprache eines Berichts greift Frisch bereits vor etwa siebzig Jahren eine Sorge auf, die heute zwischen Twitter, WhatsApp und Facebook mehr und mehr zu unserem Alltag wird. Manche Sätze aus Homo faber klingen dabei fast schon wie Statements eines gegenwärtigen, technikbegeisterten Blogs: Der Mensch als Beherrscher der Natur, und wer dagegen redet, der soll auch keine Brücke benutzen, die nicht die Natur gebaut hat. Dann müsste man schon konsequent sein und jeden Eingriff ablehnen, das heißt: sterben an jeder Blinddarmentzündung. Weil Schicksal!
Die CD-Version enthält eine CD mit der Musik der HR-Bigband.
Vorstellung im OhrCast 80
Vorstellung im OhrCast 81
Max Frisch (1911-1991), Schweizer Schriftsteller und Architekt.
Ursendung: 19.05.2018
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 24.12.2023
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