Gut erfunden ist halb erlebt. Françoise Cactus erzählt, wie alles gewesen sein könnte: Die Kindheit verbringt sie im Schloss ihrer Ahnen in einem französischen Kaff namens La Grenouillère, wo sie Zeugin der Leberzirrhose ihres Großvaters wird. Erste Jugendlieben fallen in die Zeit der Mairevolution 68, an der sie sich mit der Plünderung der dörflichen Bäckerei beteiligt, und werden mit der Abschiebung ins Mädchenpensionat beendet. Sie verlässt die französische Provinz und geht ins geteilte Berlin, wo sie unter anderem Schlagzeugerin der Mädchenband "Die Bomben" wird. Auftritte in leeren Clubs und skurrilen Wohngemeinschaften im Berlin-Kreuzberg der 80er Jahre folgen. Dem Hörspiel Autobigophonie liegt der comichaft-absurde Text des gleichnamigen Buches zugrunde. Viele der über 100 kurzen Kapitel, von denen manche nicht mehr als fünf Zeilen lang sind, wurden von Françoise Cactus und Brezel Göring in Songs umgewandelt, Szenen mit befreundeten Berliner Musikern und Schauspielern umgesetzt, die Handlung wurde eingebettet in ein Register, das Figuren, Schlagwörter und Sponsoren verwaltet - von A wie "Anon y me Alkoholiker" über V wie "Verzweifeltes Mädchen, das Wasser aus einer Pfütze trinkt" bis Z wie "Zig Zag, Zigarettenblättchen". "Für die Arbeit an unserem Hörspiel waren Jacques Demys gesungene Filme sehr inspirierend. Ich bewundere Jacques Demys unschuldigen Ton und seinen Optimismus. Die Lieder, die in seinen Filmen gesungen werden, haben einen experimentellen Charakter. Meistens reimen sie sich nicht, oft haben sie eine fragwürdige Metrik, aber was sie charmant und unvergesslich macht, ist, dass sie natürliche Dialoge widerspiegeln. Dadurch dass solche Sätze wie ´Guten Tag, ich möchte eine Tasse Kaffee´ gesungen werden, wird das ganze Leben zur Poesie." (Françoise Cactus)
Françoise Cactus, eigentlich Van Hove nach einem alten Adelsgeschlecht am französischen Hof, begann ihre literarische Karriere im zarten Alter von zwölf Jahren, als sie beim Vorlesewettbewerb Sektion Burgund den ersten Platz belegte und mit einem silbernen Kugelschreiber geehrt wurde. Für ihren bereits zwei Jahre später erschienenen Roman "Photo-Souvenir" kreierte die begeisterte Kritik das Genre "Lolita-Literatur". Da aufgrund ihres Studiums ihr Stil seine ursprüngliche Unschuld verloren hatte, siedelte sie nach Berlin um, schrieb fortan auf Deutsch und fand in der fremden Sprache zu ihrem unbedarft-unverdorbenen Mädchenstil zurück, wie sie bereits mit mehreren Kurzgeschichten bewiesen hat.
Ursendung: 03.12.2004
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 18.02.2021
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