⏰ 140 Min.
🎬 Regie:
Hermann Wenninger
🎤 Mit:
Ruth Leuwerik,
René Deltgen,
Klaus Maria Brandauer,
Hans Lietzau,
Carla Hagen,
Sigrid Hausmann,
Marianne Kehlau,
Hans Paetsch,
Balduin Baas,
Richard Münch,
Gerda Schöneich,
Charles Brauer,
Sylvia Dudek,
Birger Dulz,
Georg Eilert,
Adolph Hansen,
Rolf Jahncke,
Walter Klam,
Kurt Klopsch,
Edgar Maschmann,
Joachim Ramm,
Alexander Reuter,
Jens Scheiblich,
Siegfried Wald,
Willy Witte
Cécile ist doch mehr als eine Alltagsgeschichte, die liebevoll und mit einem gewissen Aufwande von Kunst erzählt ist. Wenigstens will die Geschichte noch etwas mehr sein, sie setzt sich erstens vor, einen Charakter zu zeichnen, der, soweit meine Novellenkenntnis reicht (freilich nicht sehr weit), noch nicht gezeichnet ist, und will zweitens den Satz illustrieren ´Wer einmal ´drinsitzt´, gleichviel mit oder ohne Schuld, kommt nicht wieder heraus´. Also etwas wie Tendenz. Auch das, wenigstens in dieser Gestaltung, ist neu." (Fontane an Paul Schlenther, Berlin, 2. Juni 1887). Schon bald nach ihrer Ankunft im Kurort Thale im Harz lernt der Zivilingenieur Gordon-Leslie das Ehepaar St. Arnaud kennen. Vor allem Cécile, die Frau des viel älteren Oberst a.D. von St. Arnaud, erregt seine Aufmerksamkeit und Neugier. "Sie hat offenbar viel erfahren, Leid und Freud, und ist nicht glücklich in ihrer Ehe, trotzdem sie dem Obersten in einzelnen Momenten etwas wie Dank zeigt ... sie hat Kapricen, was an einer schönen Frau nicht sonderlich überraschen darf, aber was durchaus frappieren muß, ist das naive Mittelmaß ihrer Bildung... Aber sie besitzt dafür ein anderes, was alle Mängel aufwiegt: eine vornehme Haltung und ein feines Gefühl, will sagen: ein Herz. Sie weiß, daß sie nichts weiß und behandelt dieses Manko mit einer entwaffnenden Offenheit. Dabei ist sie bescheiden bis zur Demut. Überhaupt voller Gegensätze: Dame von Welt und dann wieder ein Kind." Wer also ist Cécile? "Der Roman setzt ein vor verschwiegenem Hintergrund, mit Meinungen und ´Mutmaßungen´ - Fontane hätte ihn ´Mutmaßungen über Cécile" nennen können. Und diese Mutmaßungen sind nicht nur ein interessantes formales Mittel, sie bestimmen seinen Verlauf. Was sich, bedingt durch die vom Erzähler verschwiegenen Hintergründe, in der Meinungsbildung am Werk zeigen kann, ein Wechselspiel von Typisierung und Individualisierung, Denken in Schablone und Original, in vorgeformten Bahnen und in Rücksicht auf persönliche Einmaligkeit, erweist sich am Ende als das eigentliche Thema des Romans.
Theodor Fontane (1819-1898), geboren in Neuruppin, arbeitete zunächst als Apotheker und versuchte sich dann als freier Schriftsteller. Seinen Lebensunterhalt bestritt er allerdings jahrelang als Journalist und Theaterkritiker. Von 1855 bis 1959 war er Presseagent der Preußischen Gesandtschaft in London. Er schrieb über die Kriegsschauplätze des Deutsch-Dänischen und später des Deutsch-Französischen Krieges und über seine zahlreichen Reisen und Wanderungen.
Ursendung: 21.12.1975
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