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Agnes

ein Hörspiel von Peter Stamm, RB 1998


Agnes: Das ist es, was ich nicht ertrage. Dass alles nur einmal geschieht.
Und wenn man es vergisst, dann ist es, als sei es nie geschehen.
Walter: Man muss vergessen. Stell dir vor...
Agnes: Ich will nicht. Man muss sich alles immer wieder erzählen, damit man es nicht vergisst. Man muss es aufschreiben. Du ... Keine Beschreibung. Bilder habe ich genug. Aber die Geschichten ...
Walter: Man erlebt keine Geschichten. Man ...lebt einfach so ...
Agnes: Aber ich habe Geschichten erlebt. Und ich will ... schreib, wie ich bin ...
Walter: Eine Geschichte wird erst was, wenn sie zu Ende ist. Man kann seine eigene Geschichte nicht schreiben.
Agnes: Schreib, was ich sein könnte.
Walter: Und wenn du ... wenn es dir nicht gefällt? Wenn es anders kommt, als Du denkst?
Agnes: Es muss schon wahr sein.
Walter: Wahr sind Geschichten nie. Die Wahrheit ist nicht interessant. Im Moment, wo man zu erzählen beginnt, lügt man schon. Und dann vergisst man nur noch schneller.
Agnes: Ich will nichts vergessen. Schreib also über mich ...
Und Walter schreibt. Über Agnes, über sich, über das Kind, eine Liebesgeschichte, in der sich Imagination und Wirklichkeit untrennbar miteinander verbinden.



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