In seinen späten Tagebuchaufzeichnungen berichtet der ungarische Dichter überwiegend von den letzten Monaten mit seiner Frau Lola. Er ist die ganze Zeit bei ihr, bis zu ihrem Tode. „Mit 87 ist sie so schön wie in jungen Jahren – auf andere Weise, aber ‚schön‘.“ Sándor Márai hat sich drei Jahre nach dem Tod seiner Frau und kurz nach dem letzten Tagebucheintrag mit 89 Jahren erschossen. Er wollte verhindern, in einem Altersheim oder Krankenhaus, auf einer der „institutionellen Müllkippen“ zu landen.
Sándor Márai (1900-1989) gehört zu den bedeutendsten ungarischen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Im österreich-ungarischen Kaschau/Kassa geboren, schrieb er zunächst auf Deutsch und lebte ab 1923 als Korrespondent der Frankfurter Zeitung in Paris. Ende der 1920er-Jahre kehrte er nach Ungarn zurück und schrieb in der Landessprache. Nach seiner Emigration in die USA im Jahr 1948 wurde er in Ungarn zur persona non grata erklärt. Zuletzt lebte er im kalifornischen San Diego, wo er den Freitod wählte. Seine bedeutenden Romane – darunter „Das Vermächtnis der Eszter“ (1939), „Die Glut“ (1942), „Wandlungen einer Ehe“ (1947) – wurden erst spät wiederentdeckt.
Ursendung: 21.11.2000
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