Das Herz ist nicht nur ein Körperorgan, das Herz ist ein mythischer Ort. Die Azteken rissen den gefangenen Kriegern auf der Höhe der Pyramiden die Brust auf und hielten die zuckenden Herzen in die Sonne. Ein Herz für die Götter. Was die erobernden Spanier für den Gipfel der Grausamkeit hielten, war für die Opfer nichts weiter als ein religiöser Ritus. "Das ist der glückselige Tod, den uns unsere Ahnen kündeten und priesen." Die Grausamkeiten der Europäer hat Wilhelm Hauff symbolisch in seinem Märchen "Das steinerne Herz" erfasst: "Weder Angst noch Schrecken, weder törichtes Mitleid noch Anderer Jammer pocht an solch ein Herz."
Iris Disse hat sich auf die Reise in das Herz zweier Welten begeben. Sie und der Toningenieur Peter Avar haben in Mexiko rituelle Feste besucht und europäischen Vorstellungen zum Thema Herz gegenüber gestellt.
mit Originalaufnahmen von Peter Avar und Textfragmenten von Tzvetan Todorov, Wilhelm Hauff, Durán, Bernardino de Sahagún und Iris Disse
Iris Disse, geb. 1956, hat, u. v. a. Philosophie und Kunstgeschichte studiert. Arbeitet als Autorin, Schauspielerin und Regisseurin. Sie gründete die Stiftung RAEL, Radio Artistica Experimental Latinoamericana mit Künstlern aus verschiedenen Bereichen, um mit neuen Erzählformen in Video und Radio zu experimentieren. Sie schreibt Hörspiele, Features und Drehbücher und lebt in Ecuador.
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