1918 wurde zum Schicksalsjahr für viele Menschen in Europa. Grenzen wurden auf dem Schlachtfeld und auf dem Schachbrett verschoben. Das Elsass fand nach 48 Jahren deutscher Herrschaft zurück zu Frankreich. Deutsche mussten ihre elsässische Heimat verlassen. So die Familie Siebler-Ferry aus Lenzkirch. Der wohlhabende Paul Siebler-Ferry, verheiratet mit May aus Portland/USA, musste das florierende Haushaltwarengeschäft am Gutenbergplatz, im Schatten des Straßburger Münsters, aufgeben. In den letzten Kriegstagen war Sohn Clinton in Belgien gefallen. Das Elternpaar schaffte es, den Sarg mit dem Sohn vom Schlachtfeld nach Lenzkirch zu holen. Das Elsass erlebte im November 1918 gleich drei Revolutionen: den Zusammenbruch des Kaiserreiches, den Aufstand der Soldatenräte und die Ankunft der Franzosen. Martin Graff inszeniert diese spannende Zeitenwende zwischen den Gräben, Gräbern und Grenzen als alemannisches Kammerspiel
Martin Graff, geboren 1944 in Munster im Elsass, im Département Haut-Rhin, studierte Theologie, Philosophie und Romanistik in Straßburg. Er ist evangelischer Pfarrer, Autor, Journalist und Filmemacher. Seine Zeitungskolumnen erscheinen in der "Badischen Zeitung" und in der "Rheinpfalz". Er schrieb über 20 Bücher, drehte mehr als 200 Fernsehfilme – und wurde ausgezeichnet mit dem deutsch-französischen Journalistenpreis und dem deutschen Wirtschaftsfilmpreis. 2015 erschien sein Essay "Der lutherische Urknall – Die Franzosen und die Deutschen" auf Französisch und auf Deutsch. Für den SWR inszenierte er mehrere elsässische Mundarthörspiele.
Ursendung: 21.10.2018
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