Faust erscheint nicht mehr als der "Magier" des Volksbuches, als der Teufelsbündler und Hexenmeister, sondern als der "dämonische Mensch" im Goetheschen Sinn, der seinem eigenen inneren Gesetz folgen muss, an der Begrenztheit und Bedingtheit des Irdischen scheitert und unvermeidlich in tiefe Schuld gerät. Die Erlösungsidee hat im "Urfaust" noch keinen Niederschlag gefunden. Die Problematik der Faust-Gestalt tritt hier zurück hinter der Gretchen-Tragödie.
Johann Wolfgang Goethe, geboren am 28. August 1749 in Frankfurt am Main, geadelt 1782. Nach einem Studium der Rechtswissenschaft in Leipzig und Straßburg arbeitete er als Advokat in Wetzlar und Frankfurt. 1775 folgte seine Berufung ins Ministeramt am Hof des Herzogs Carl August in Weimar, er leitete zudem das dortige Hoftheater. Neben seiner umfänglichen literarischen Arbeit, befasste er sich mit den Kunst- und Naturwissenschaften. Sein erstes Drama "Götz von Berlichingen" veröffentlichte er 1773 im Selbstverlag. Die bereits im "Urfaust" angelegte Gretchen-Tragödie wurde vermutlich verstärkt durch das Erleben der öffentlichen Hinrichtung einer Kindsmörderin 1772 in Frankfurt. Goethe starb am 22. März 1832 in Weimar.
Alfred Andersch (1914-1980) schrieb Hörspiele, Romane, Erzählungen und Reisebilder. Er war eine wichtige Stimme in der deutschen Nachkriegsliteratur mit der Erzählung "Kirschen der Freiheit" (1952) oder dem Roman "Sansibar oder der letzte Grund" (1957). Andersch war Mitbegründer der "Gruppe 47". Er arbeitete als Redakteur beim "Abendstudio" des Hessischen Rundfunks und war Gründer und Leiter der Redaktion "Radio-Essay" beim Süddeutschen Rundfunk. Als Publizist gab er u.a. die Literaturzeitschrift "Texte und Zeichen" heraus. Seit 1958 lebte er in Berzona/Tessin.
Ursendung: 29.03.1959
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