Siegfried Lenz erzählt eine Liebesgeschichte aus dem Blickwinkel eines Gymnasiasten. Christian ist gezwungen, in der Aula seiner Schule an der Trauerfeier für Stella Petersen, seine Englischlehrerin, teilzunehmen. Mit ihr hatte er eine kurze, aber leidenschaftliche und geheime Liebesaffäre. Bis zu dem tragischen Unfall. Schauplatz: eine kleine Hafenstadt irgendwo an der norddeutschen Ostseeküste. Bei der Rückkehr von einer Segeltour wird die Lehrerin von Bord gerissen und an die Steine eines Wellenbrechers geschleudert, an dem auch Christian - er ist wie sein Vater Steintaucher - mitgebaut hatte. Stella stirbt nach wenigen Tagen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Der Erinnerungsstrom des Jungen gerät vor der akustischen Kulisse der schulischen Gedächtnisfeier zu einer intimen Zwiesprache mit der Toten.
Als ein Buch über "das Lernen des Lebens" wollte Siegfried Lenz seine von der Kritik einhellig gefeierte Novelle (2008) verstanden wissen. Sie erzählt ebenso zeitlos wie schlicht von der Flüchtigkeit des Glücks, der Trauer und dem Tod.
Siegfried Lenz, am 17.3.1926 in Lyck/Ostpreußen geboren, kam nach dem Notabitur zur Marine und desertierte kurz vor Kriegsende. Abgebrochenes Studium der Philosophie und Anglistik in Hamburg. 1950-51 Feuilleton-Redakteur. Er wird zu einem der meistgelesenen und vielfach preisgekrönten Autoren der Bundesrepublik. Zu seinen bekanntesten z.T. verfilmten Werken zählen die Erzählung "So zärtlich war Suleyken" (1955) sowie die Romane "Der Mann im Strom" (1957), "Deutschstunde" (1968) und "Fundbüro" (2003). Verfasser zahlreicher Hörspiele, u. v. a.: "Die Zeit der Schuldlosen" (1960), "Die Zeit der Schuldigen" (1961), "Das Labyrinth" (1967), "Fallgesetze" (1978). Siegfried Lenz lebte in Hamburg, wo er im Oktober 2014 verstarb.
hoerspielTIPPs.net:«Siegfried Lenz´ "Schweigeminute" erzählt in einer sehr klaren, geschliffenen Sprache die Geschichte einer besonderen Liebesbeziehung. Die Romanze zwischen Lehrerin und Schüler, der damit verbundene Tabubruch und das tragische Ende, das hier als Ausgangspunkt dieser rückblickenden Erzählung dient, hat ein ungewöhnliches Flair. Die Geschichte ist trotz der tiefen Emotionen, die hier geschildert werden, recht kühl.
Sven Stricker folgt in seiner Umsetzung dieser Vorgabe und lässt seinen Hauptakteur Jona Mues mit einer entsprechenden Distanziertheit agieren. Zum Glück für den Hörer ist dies allerdings weit entfernt davon, steril zu wirken.
Auch die Art der Darstellung als Hörspiel, bzw. einer Erzählung mit szenischen Elementen, sorgt dafür, dass sich die Geschichte in der knappen Spielzeit gut unterbringen lässt. In den darstellenden Teilen agieren die Sprecher mit der Emotionalität, die man angesichts der geschilderten Ereignisse erwarten darf und bilden so einen guten Gegenpart zu der eher nüchternen Erzählung.
Die akustische Ausgestaltung ist eher zurückhaltend. Musikalische Elemente gibt es nur in Form des berührenden Gesangs Maximilian Moormanns. Darüberhinaus findet sich eine Geräuschkulisse, die passende Hintergründe der einzelnen Szenen darstellt.
Das Team um Sven Stricker transportiert Siegfried Lenz´ Novelle in eine angemessene Hörform. Eine rundum gelungene Literaturumsetzung eines stilistisch nicht unbedingt massenkompatiblen Stoffes.»
Vorstellung im OhrCast
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