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Das Klavier ist ein anti-nomadisches Instrument. Oft bleibt es Jahrzehnte an einem Ort, begleitet mehrere Generationen einer Familie und wird zum stummen oder klangvollen Zeugen ihrer Geschichte. Im Zusammenspiel mit Zeit und Raumklima verstimmt sich das Klavier nach und nach und wird so zum Zeitreise-Instrument. Die Klangkünstler Eva Pöpplein und Janko Hanushevsky (aka Merzouga) haben drei gealterte Klaviere in ihren jeweiligen Räumen gespielt und aufgenommen. Die beiden sind keine Pianisten und haben die verstimmten Klaviere als Klanggeneratoren benutzt und ihre Geschichte recherchiert. Field-Recordings der unmittelbaren Umgebung zeugen von der Atmosphäre dieser Orte. Jedem Klavier ist ein Satz zugeordnet. Das erste steht in jenem Haus an der dänischen Ostsee, wo Bertolt Brecht sich vor den Nazis versteckte. Hier fand er flüchtige Momente der Ruhe, der Bedrohung zum Trotz, die jenseits des idyllischen Inselmeers lauerte. Das halb verfallene Klavier des zweiten Satzes steht in einem 300 Jahre alten, unbewohnten Bauernhaus, einsam inmitten einer unwirtlichen, übermächtigen Natur. Das dritte Klavier gehörte dem Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick, der Wagner verdammte und in Brahms den würdigen Nachfolger Beethovens sah. Es war immer schon ein großstädtisches Klavier und steht heute in der Wohnung einer Malerin und eines Barock-Cellisten in Düsseldorf. Im vierten Satz verschmelzen die drei Klaviere in einem großen Klang, der die Räume und Zeiten verschränkt.
Ursendung: 13.08.2019
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 14.08.2019
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