Als - eines verpatzten Decrescendos wegen - der Orchesterdiener der Städtischen Philharmonie, vom Schlag getroffen, stirbt, bewirbt der taube, gänzlich unmusikalische August Schramm sich um die verwaiste Stelle. In einem ausführlichen Bewerbungsschreiben begründet er seine Aspiration. Schramm ist der Überzeugung, daß man der edlen Tonkunst auch als Mißbegabter fronbar sein kann, auf der Nachtseite der Kunst sozusagen. Er versteht sich als Gegenstück des Maestros, als Schattendirigent im Hinterhof der Polyphonie. Der Kunst setzt er - ein Solist im Ertragen der Musik - das Chaos entgegen. Als Handlanger hinter der Bühne gedenkt er sich dafür zu rächen, daß ihm jede musikalische Begabung fehlt.
Hermann Burger, geboren 1942, nahm sich 1989 das Leben. Er war mehrfach preisgekrönter Autor, Privatdozent für deutsche Literatur an der ETH Zürich und eine der schillerndsten Figuren in der deutsprachigen Literaturszene.
Ursendung: 16.04.1982
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