In einer Gegend, wo es ist, als läge nichts zwischen dem Auge und der Landschaft, beschreibt Magdalena Schrefels Stück das Bild einer zerfallenden Familie in einer Welt am Rande der Katastrophe. Einen Hof hätte er zu bewirtschaften, einen Sohn zu erziehen, aber seit seine Frau nicht mehr ist, entgleitet dem Vater zusehends ein selbstbestimmtes Leben. Eigenbrötlerisch zieht er sich auf seinem verkommenen Hof zurück und verfolgt den Bau einer merkwürdigen Maschine. Alles, was er findet, ein Telefon, eine Waschmaschine, ein Toaster, wird darin verbaut: Eine Maschine, die alles kann, ist sein Traum. Während er seinen eigenen Sohn kaum noch hört, horcht er in die Landschaft hinein, bis ihn wieder einmal der Ruf eines Dinges ereilt, das er verbauen kann und die Maschine der Vervollkommnung näherbringt. Alles soll diese Maschine in sich aufnehmen - und schließlich auch ihn. "Wie fängt es an? Ist es ein Gedanke? Ein Wunsch? Ist da eine Sehnsucht? Oder beginnt es mit einer Geste? Etwas Vorgefundenem? Wie baut man eine Maschine, die nichts Geringeres als die Welt beinhalten soll, die der Landschaft, die einen umgibt, etwas entgegenhalten soll, die eine Erwiderung ist auf das Vorgefundene, dem man sich nicht unterordnen will? Und wie weiterbauen an einer Maschine, die immer größer wird, die ein Leben für sich entwickelt, die über einen hinauswächst? Wie leben mit oder neben oder in einer Maschine, die Raum fordert, die hungrig ist, gierig und gefräßig? Ist der Ausbruch dann gescheitert? Muss man aufgeben? Fängt man von Neuem an? Ist das überhaupt noch möglich? Ist der Weg nicht längst schon vorgezeichnet, ist die Entwicklung vorhersehbar? Ist jeder Schritt, jede Handlung bereits bestimmt? Ist es der eine Gedanken, der Wunsch, die Sehnsucht, in dem alles seinen Anfang nimmt: Dass da etwas sein muss, wo vorher nichts ist." (Magdalena Schrefel)
Magdalena Schrefel, geboren 1984, aufgewachsen in Wien, lebt in Berlin. Studium der Europäischen Ethnologie an der Universität Wien sowie Literarisches Schreiben am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Für ihre Kurzprosa wurde sie zuletzt mit dem AK-Literaturpreis (Arbeiterkammer Oberösterreich) und dem Literaturpreis der Akademie Graz ausgezeichnet. 2019 erhält sie das Wiener Dramatik Stipendium für die Arbeit an "Ein Berg, viele", das zum Heidelberger Stückemarkt 2019 eingeladen wurde.
Ursendung: 06.09.2019
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 30.06.2023
📥
Link zum Download
...