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Einer gegen alle

Hörspielbearbeitung - ein Hörspiel von Oskar Maria Graf, BR 2005


Mai 1919: der Krieg ist aus, die rote Räterepublik wird von den Truppen der Weißen niedergeschossen. Der ehemalige Soldat Georg Löffler, der Vagabund, findet sich nicht mehr zurecht. Er ist ein Kriegsheimkehrer, der nicht heimkehrt. Nicht auf seinen Hof nach Oberwillenbach, nicht in das Leben der Weimarer Republik. Von den Behörden für tot erklärt, von niemandem vermisst, hat er den Übergang nicht geschafft: die Zeit des erlaubten Mordens ist vorbei, das Wertesystem muss umgepolt werden. Aber: "Der Vagabund war einer von den Tausenden, denen der Krieg jede Beständigkeit geraubt hatte. Im Grunde genommen wollte er nichts anderes mehr als Beute machen, täglich zu fressen haben, eine Bleibe für die Nacht und ein Weib, wenn ihn danach verlangte. Irgendwann war alles in ihm zusammengebrochen, was man als gut und wesentlich an einem Menschen bewertet." Durch das orientierungslose Nachkriegsdeutschland irrt der Vagabund, von München nach Hof, ins Vogtland, nach Chemnitz, zurück nach Bayern. Er lässt eine Spur von Betrug, Morden und Überfällen hinter sich. In der Beziehung zur Prostituierten Elly blitzt einmal kurz die Möglichkeit auf, ins kleinbürgerliche Leben zurück zu kehren, aber da haben sich die Behörden schon an seine Fersen geheftet. Die letzte Flucht, die Rückkehr in die Heimat, in die Nähe des väterlichen Hofes, führt zur Verhaftung des Vagabunden. Doch auch im Gefängnis, in der Befragung durch Richter und Anwalt, widersetzt sich der Identitätslose. Seinen Namen, den die Behörden längst kennen, gibt er nicht preis, seine Taten gesteht er nicht, und in einem Akt wilder trotziger Auflehnung stemmt er sich gegen die ganze Gesellschaft: "Zum Frieden bedarf es übrigens auch desjenigen, der ihn annimmt! Ich nehme ihn nicht an!" Der am Frieden gescheiterte Mörder und Räuber erhängt sich in seiner Zelle.

Oskar Maria Grafs Roman "Einer gegen alle" erschien im Oktober 1932, drei Monate, bevor die Nationalsozialisten die Macht übernahmen und Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt wurde. Der Roman geriet in der Bundesrepublik, wie viele andere Werke Grafs, in Vergessenheit. In der DDR, wo wesentlich früher eine Graf-Rezeption einsetzte, wurde der Roman nur einmal, 1950, nachgedruckt. 1994 erschien dann im List-Verlag ein Neudruck, der der Erstausgabe des Romans folgt.


Oskar Maria Graf (1894-1967) war zunächst Bäcker, dann Schriftsteller. 1911 flüchtete er nach München, wo er sich der Schwabinger Bohème und anarchistischen Kreisen anschloss. 1933 emigrierte er in die Sowjetunion und wanderte 1938 in die USA aus.

Ursendung: 18.12.2005


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