Bis hin zur Selbstzerstörung erkundete sie die Innenwelt des Wahnsinns, inszenierte den Exzeß, forschte unerbittlich nach den Wurzeln ihrer Identität. Rückhaltlos sezierte Anne Sexton die eigene physische und psychische Gebrochenheit. Zeit ihres Lebens liebäugelte sie mit dem Tod. Als Mittelschichts-Hausfrau materiell abgesichert, als Repräsentantin der "professional poetry" erfolgreich, führte sie dennoch eine Existenz am Abgrund, ein "verdammt morbides Leben" zwischen Alkohol, Tranquilizern, Depressionen, psychotischen Anfällen, Anstaltsaufenthalten und Selbstmordversuchen. "Ich bin im Begriff, mich zu verlieren, es sei denn, die Gedichte können mich retten", schrieb sie einem Freund unmittelbar nach dem Tod ihrer Mutter. 15 Jahre lang galt diese Losung einer Rettung durch die Poesie. Am 4. Oktober 1974, einen Monat vor ihrem 46. Geburtstag, setzte Anne Sexton ihrem Leben ein Ende.
Anne Sexton, geboren 1928 in Newton, Massachusetts, zählt zu den prominentesten Vertreterinnen der "confessional poets". Erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Pulitzer Preis.
Wolfgang Stockmann, geboren 1961, studierte Germanistik und Hispanistik in München und Spanien. Dreijährige Regieassistenz am Staatstheater Stuttgart, danach Inszenierungen in Stuttgart, Tübingen, Münster und Hamburg. Zwei Jahre Projektleiter und Regisseur an der Internationalen Kulturfabrik Kampnagel in Hamburg.
Ursendung: 04.11.1998
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