Am 17. März 1988 überfiel ein maskierter Mann bei Offenburg eine Sparkassenfiliale. Als Waffe diente ihm ein alter Vorderlader. Jakob Esterland wollte niemanden erschießen, nur seiner Forderung Nachdruck verleihen. Er dachte an seine Schulden, an die Vorwürfe seiner Frau und seines Schwiegervaters, an das Essen und die Kleidung für seine dreijährige Tochter. Als der Kassierer den Beutel mit dem Geld - knapp 12.000 Mark - über die Theke reichte, knallte ein Schuss. Jakob Esterland sah, wie die einzige Kundin zu Boden geschleudert wurde und reglos liegen blieb. Wer hatte geschossen? Ich?, dachte Esterland. Ich doch nicht! Aber niemand außer Jakob Esterland hat eine Waffe in der Hand. Er flieht. Er versteckt den Vorderlader im Geräteschuppen und das Geld im Keller. In der Zeitung steht, dass ein brutaler Bankräuber eine junge Mutter erschossen habe. Esterland geht in den Supermarkt, wo er als Filialleiter arbeitet, er verbringt die Sonntage mit seiner Frau und seiner Tochter. Die Zeit vergeht, niemand schöpft Verdacht. Als Monate später ein Tatverdächtiger festgenommen wird, schreibt Esterland einen anonymen Brief an die Polizei und bekennt sich schuldig. Die Fahndung nach ihm läuft weiter - erfolglos. Sieben Jahre nach dem Überfall wird sein Sohn geboren. Jakob Esterland ringt mit sich, Jahr für Jahr, er will sich stellen, er ist schuld am Tod einer Frau - wobei er sich nicht erklären kann, wie die Kugel in den Vorderlader kam. Doch auch nach mehreren Selbstmordversuchen bringt er nicht den Mut auf zu gestehen. Erst als sein inzwischen 15-jähriger, unter Depressionen leidender Sohn stirbt, offenbart Jakob Esterland sich einem Priester. Ihm erzählt er sein Leben, Stück für Stück, ohne Lücken, ohne Lügen, endlich, mit letzter Kraft angesichts seiner Krankheit, die ihm keine Zeit mehr lässt. Das Hörspiel basiert auf einer wahren Geschichte aus Baden-Württemberg.
hoerspielTIPPs.net:«Den besonderen Reiz dieser Geschichte macht der reale Hintergrund aus. Die zwar als Kriminalgeschichte deklarierte Erzählung, hat mit dem Genre nur wenig zu tun. Im Fokus steht mehr die Frage, was eine solche Tat an Folgen mit sich bringen kann und welchen hohen Preis man unter Umständen zahlen muss, selbst wenn das Verbrechen unaufgeklärt bleibt.
Friedrich Ani hat dieses Hörspiel als Monolog verfasst, er lässt seinen Erzähler im Beichtstuhl agieren, verzichtet aber auf den Dialogpartner, den Priester. Sicherlich käme dieser Figur nur die Funktion des Stichwortgebers zu und sie würde gegebenenfalls auch etwas vom Eigentlichen ablenken, dennoch hätte sie unter dem Aspekt des Spielflusses vielleicht ganz gut getan.
Obwohl hier die Sprache deutlich im Vordergrund steht, hat man es sich nicht nehmen lassen, das Stück mit ein paar Klängen zu versehen. Diese wirken wie dramaturgische Lesezeichen, die beispielsweise den Erzähler auf den roten Faden zurückholen. Gerade in dieser Funktion sind sie überflüssig, da das Spiel Matthias Brandts so gut ist, dass der Hörer auf solche Kniffe gut verzichten kann. Hier hätte man sich gerne auf Text, Matthias Brandt und eine authentische Geräusche beschränken dürfen.
Trotz guter Leistung Matthias Brandts, der die Figur sehr gut durch alle Höhen und Tiefen der Geschichte trägt, hätten eingestreute Dialogelemente das Hörspiel etwas ansprechender gestalten können.
Friedrich Ani bringt mit dieser Wiedergabe einer wahren Begebenheit einen interessanten Aspekt, der deutlich über die "normale" Krimiunterhaltung hinausgeht. Mit Matthias Brandt besetzt, wird diese auch exzellent erzählt. Dass es dann nur ein "gutes" und nicht ein "richtig gutes" Hörspiel wurde, liegt an der zu starren Darstellung als Monolog und an einer zu bemühten akustischen Ausgestaltung.»
Ursendung: 04.03.2010
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