In seinem letzten, 1921 veröffentlichten lyrischen Werk "Ein Bündel Befehle" wollte der russische Futurist Gastev nichts anderes als die Literatur endgültig zerstören: "Die Dichtkunst vernichten" (Befehl 05), dazu "Asien auf die Note d" stimmen (Befehl 06) sowie, aus künstlerischen Gründen, "die Sonne eine halbe Stunde abschalten" (Befehl 07) und endlich "die Schlacht eröffnen" (Befehl 09). In einem historischen Dokument findet sich die Schilderung eines Konzertes, das auf demText beruhte: "Auf einer Balustrade stand der Chormeister, der das Geräusch mit Hilfe eines komplizierten Signalapparates dirigierte. Nachdem diese Lärmouvertüre genügend lange Zeit getobt hatte, um das Auditorium völlig betäubt zu machen, begann das eigentliche Passionsspiel." Ammer & Einheits "Hammerschlag" versteht sich als ein Oratorium samt Vorspiel und zwei Noise-Interludes. "Hammerschlag" wurde als Live-Konzert Ende Mai 2019 an der Grenze zum Ural beim Diaghilev-Festival in Perm uraufgeführt mit Teodor Currentzis, dem Chefdirigenten des SWR-Sinfonieorchesters, als Aleksej Kapitonovi? Gastev. Das Konzert diente als Grundlage für eine deutsch-russische Hörspielfassung.
Aleksej Kapitonovi? Gastev (1882 – 1939) galt als "Barde des Maschinenzeitalters". Er war ein sowjetischer Revolutionär, Poet, hochrangiger Gewerkschaftsaktivist und Wissenschaftler. Als er Leiter des russisch-revolutionären Zentral-Instituts für Arbeit mit der psychotechnischen Optimierung von Arbeitsabläufen wurde (Wie schlage ich richtig mit dem Hammer?), schwor er mit "Ein Bündel Befehle" der Dichtkunst ab und schuf damit gleichzeitig sein wohl bedeutendstes lyrisches Werk. Er wurde unter Stalin wegen konterrevolutionärer Aktivitäten durch Erschießen hingerichtet.
Andreas Ammer & FM Einheit: Das in Bayern lebende Hörspielmacher-Duo wurde mit fast allen wichtigen deutschsprachigen Hörspielpreisen ausgezeichnet.
Ursendung: 09.01.2020
Als Download / Im Handel verfügbar seit / ab: 09.01.2020
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