Ein Mann ist einer schönen, jungen Frau begegnet, er trifft mit ihr ein Arrangement. Er wird sie dafür bezahlen, sich mit ihm in einem Zimmer einzuschließen, in einem Hotel am Meer - sie wird ihm völlig zur Verfügung stehen und ihm zu Willen sein. Er will den Körper der Frau kennenlernen, die Frau schlechthin erfahren, das ihm völlig fremde Wesen, den Teil von sich, der außer ihm ist. Was im Folgenden geschieht, beschreibt die 1914 in Saigon geborene Autorin Marguerite Duras wie eine Mischung aus Versuchsanordnung und Ritual. Trotz dieser Distanz, in der sie ihre Figuren hält, teilt sich ein intensiver Prozess voller Spannung und Reibung mit, in dem sich die Rollenteilung zwischen Mann als Subjekt und Frau als Objekt in ihr Gegenteil verkehrt.
Marguerite Duras, geboren 1914 in Giadinh (Vietnam), studierte Jura, Staatswissenschaften und Mathematik. Im Zweiten Weltkrieg war sie Mitglied der Résistance, ihr Ehemann Robert Antelme wurde in ein deutsches Konzentrationslager deportiert. Nach dem Krieg arbeitete sie als Journalistin. Die Schriftstellerin und Regisseurin gilt als eine der Hauptvertreterinnen des Nouveau Roman ("Moderato Cantabile", 1958). Duras schrieb zahlreiche Dramen und Drehbücher ("Hiroshima mon Amour", 1959) und führte Regie, u. v. a. in den Filmen "Zerstören, sagt sie" (1969) und "India Song" (1975). Weitere Romane: "Emily L." (1987). Marguerite Duras starb 1996 in Paris.
Ursendung: 09.07.1985
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